Fluss mit Alkoholvergiftung

Verursacher des Fischsterbens in der Peene ist offenbar gefunden: Zuckerfabrik räumt Gewässerverunreinigung ein

  • Martina Rathke, Anklam
  • Lesedauer: 2 Min.
Tausende tote Fische treiben in der Peene - jetzt wurde ein Rohr entdeckt, aus dem eine nach Ethanol riechende Flüssigkeit floss. Sie stammt wahrscheinlich vom Bioethanollager der Zuckerfabrik.

Der Verursacher des Fisch-Massensterbens in der Peene ist möglicherweise gefunden. Die Anklamer Zuckerfabrik teilte am Dienstag mit, es sei in mehreren Schächten einer Regenwasserleitung des Bioethanollagers dieselbe Flüssigkeit festgestellt worden, die zuvor bereits in einem Kanalisationsrohr aufgefallen war. Die stark nach Ethanol riechende Flüssigkeit war über die Kanalisation in ein mit der Peene verbundenes Grabensystem geflossen. In der Peene waren Tausende tote und sterbende Fische gefunden worden. Die Anklamer Bioethanol GmbH ist ein Tochterunternehmen der Zuckerfabrik. Die Produktion im Bioethanolwerk wurde inzwischen gestoppt.

Trotz einer noch am Montagabend verfügten Absperrung floss am Dienstag weiter eine brennbare und nach Ethanol riechende Flüssigkeit aus dem Rohr, wie Anwohner berichteten. Die Feuerwehr sperrte die Stelle weiträumig wegen Explosionsgefahr ab.

Wie die Flüssigkeit aus dem geschlossenen Leitungssystem des Bioethanollagers entweichen konnte und wie diese in die Regenentwässerung gelangte, werde derzeit geprüft, teilte Geschäftsführer Matthias Sauer weiter mit. Das Bioethanollager liegt auf der anderen Straßenseite der Zuckerfabrik. Die Abwasseranlage der eigentlichen Zuckerfabrik kann Unternehmensangaben zufolge mit »hoher Sicherheit« als Verursacher ausgeschlossen werden. In Anklam soll am 16. September die Zuckerverarbeitung starten.

Die Staatsanwaltschaft Neubrandenburg ermittelt wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung - bislang gegen Unbekannt. »Wir stehen ganz am Anfang«, sagte Oberstaatsanwalt Gerd Zeisler. Zunächst müssten die Wasserproben analysiert und geprüft werden, ob die Einleitung der Flüssigkeit ursächlich für das Massensterben sei. »Das wird eine Zeit dauern«, sagte Zeisler.

Die Zuckerfabrik hatte im eigenen Betriebslabor Proben des verunreinigten Grabenwassers untersucht. Diese wiesen »große Ähnlichkeit mit den Produkten der Bioethanolanlage« auf, wie Geschäftsführer Sauer weiter mitteilte.

Die Ermittlungen werden laut Staatsanwaltschaft in Abstimmung mit dem Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt geführt. Der Leiter des Amtes, Matthias Wolters, machte sich am Dienstag vor Ort ein Bild von der Situation. Wolters Angaben zufolge war die Zuckerfabrik bislang nicht wegen Grenzwertüberschreitungen auffällig geworden. Nach Angaben der Wasserschutzpolizei wird auch geprüft, ob ein jahreszeitbedingter Sauerstoffmangel zum Tod Tausender Fische geführt habe. Tote Fische seien stromauf- und abwärts der Einleitungsstelle gefunden worden, sagte ein Sprecher.

Die Landkreisverwaltung hatte am Montag von einem Fischsterben »gewaltigen Ausmaßes« gesprochen. Die Fische trieben tot auf der Peene oder rangen sterbend nach Luft, darunter meterlange Hechte, Zander, Barsche und andere Arten. Bei einer vorsätzlichen Gewässerverunreinigung drohen laut Strafgesetzbuch Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren sowie hohe Geldstrafen. Bei fahrlässiger Gewässerverunreinigung liegt das Strafmaß bei bis zu drei Jahren und einer Geldstrafe. dpa/nd

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