Heilung aus dem Supermarktregal

Grit Gernhardt ärgert sich über ein Urteil zu cholesterinsenkender Margarine

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 1 Min.

Herzinfarktgefährdet? Schnell zum Supermarkt, Margarine kaufen! Ein solcher Käufertypus muss in den Köpfen der Unilever-Marketingabteilung herumgespukt haben, als der Lebensmittelkonzern seine cholesterinsenkende Margarine vor 15 Jahren mittels millionenschwerer Werbestrategie in die Ladenregale brachte. Horrorgeschichten über Cholesterin als Wurzel aller Herzkreislauferkrankungen taten ihr Übriges: Der Brotaufstrich wird trotz hohen Preises gekauft - auch von Menschen, die gar nicht krank sind.

Dass das Produkt Nebenwirkungen haben könnte, bestreitet der Hersteller. Und darf das auch: Ein Gericht beurteilte die Behauptung als freie Meinungsäußerung. Eine gesundheitliche Bewertung gaben die Richter nicht ab. Dabei sollte klar sein, dass medizinische Produkte nicht in den Supermarkt gehören. Verbraucher können nur hoffen, dass neben der Margarine nicht künftig blutdrucksenkender Joghurt, schmerzstillende Salami oder antibiotische Lasagne zu finden sind - wobei letztere dank des Medikamenteneinsatzes in der Massentierhaltung längst Realität ist.

Das juristische Tauziehen zwischen Verbraucherschützern und Unilever geht jedenfalls weiter. Wer am Ende die Nase vorn hat, steht nicht fest. Was aber feststehen sollte, ist, dass man bei Krankheit zum Arzt oder zur Apotheke geht und nicht in den Supermarkt.

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