nd-aktuell.de / 03.09.2015 / Sport / Seite 19

Schwarzer Tag für deutsche Ruderer

Fünf Boote verpassen bei der WM die Qualifikation für die Olympischen Spiele

Heinz Büse, Lac d’Aiguebelette

Selbst der Cheftrainer machte aus seinem Frust keinen Hehl mehr. Der schwarze Mittwoch der deutschen Flotte bei den Ruder-Weltmeisterschaften in Frankreich schlug Marcus Schwarzrock sichtlich aufs Gemüt. »Das war kein schöner Tag«, klagte er angesichts einer sehr dürftigen Bilanz. Binnen weniger Minuten verpassten gleich fünf Boote die angestrebte direkte Olympiaqualifikation. Damit wurde das WM-Ziel, zehn sichere Tickets für die Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro zu buchen, schon nach der Hälfte der Titelkämpfe auf dem Alpensee Aiguebelette verfehlt. Und Schwarzrock verspürte wenig Lust auf Schönfärberei: »Man hofft immer, dass der ein oder andere noch durchrutscht. Aber das ist uns leider nicht gelungen.«

Beide Einer, der Zweier ohne Steuermann, der Achter der Frauen und der Leichtgewichtsvierer bei den Männern verabschiedeten sich vorzeitig aus dem Kampf um eine Finalteilnahme. Damit gehen die Deutschen mit nur noch neun Booten in die entscheidende WM-Phase.

Immerhin haben die fünf ausgeschiedenen Boote eine weitere Chance, doch noch nach Brasilien zu reisen. Auf der Qualifikationsregatta Ende Mai 2016 in Luzern werden die restlichen Startplätze für Rio vergeben. Ob es wieder für eine Quote wie in London 2012 reicht, wo die Deutschen letztlich in allen 14 olympischen Wettkampfklassen vertreten waren, erscheint nach dieser WM-Vorstellung aber jedoch eher unwahrscheinlich.

Der Mut des ehemaligen Leichtgewicht-Ruderers Hartig, sich der Herausforderung im schweren Einer zu stellen und die Nachfolge des langjährigen Solofahrers Marcel Hacker anzutreten, wurde nicht belohnt. Mit einem fünften Rang im Viertelfinale ging das Experiment vorerst zu Ende. »Ich hatte nur ein halbes Jahr Zeit, mich darauf vorzubereiten. Da kann ich nicht erwarten, dass ich sofort vorn mitfahre«, kommentierte der Friedrichstädter sein Ausscheiden.

Nicht minder groß war die Enttäuschung im Zweier ohne Steuermann. Als Vierte verpasste die Crew das Halbfinale und damit die Chance zur direkten Olympiaqualifikation. Der Blick auf die Zeiten der übrigen Rennen verstärkte den Frust von Uwe Bender: »In den anderen Viertelfinals hätte es gereicht«, klagte der Trainer, »es war ein unglücklicher Rennverlauf, der Schlussspurt kam zu spät.« Noch knapper war der Rückstand des leichten Vierers ohne Steuermann.

Nur in drei Booten lief am Mittwoch alles nach Plan. Sowohl der leichte als auch der schwere Frauen-Doppelzweier dominierten ihre Rennen und zogen damit in das Halbfinale ein. Der leichte Männer-Doppelzweier hielt sich mit Rang zwei ebenso schadlos.

Schwarzrock hofft nun, dass nicht noch weitere Verluste hinzukommen. Schließlich kehren am Donnerstag die höher gehandelten DRV-Boote in die WM-Rennen zurück. Doppelvierer und Doppelzweier bei den Männern gelten nicht erst nach ihren Vorlaufsiegen als Medaillenhoffnungen. Die Vierer-Crew um Schlagmann Hans Gruhne (Potsdam) will sich im Halbfinale für den Endlauf qualifizieren.

Vor einem besonderen Kraftakt stehen Stephan Krüger und Hacker im Doppelzweier. Läuft alles nach Plan, müssen sie binnen 24 Stunden sowohl ein Viertel- als auch ein Halbfinale meistern. »Solche Belastungen bin ich aus meiner Zeit als Einer-Fahrer gewohnt«, kommentierte Hacker selbstbewusst. dpa/nd