EU lässt Flüchtlinge sterben

Wieder viele Tote im Mittelmeer / EU-Gipfel soll Unterbringungskrise entschärfen

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Berlin. Der würdelose Streit in EU-Europa, welcher Staat künftig wie viele Flüchtlinge nach welchen Regeln aufnehmen sollte, wird täglich um eine Facette reicher. Beinahe unbemerkt bleibt, dass weiterhin auf dem Mittelmeer Menschen sterben, die auf seeuntüchtigen Nussschalen die gefährliche Überfahrt wagten und verloren. So sind vor der türkischen Küste am Dienstag mindestens 22 Bootsflüchtlinge ertrunken, darunter vier Kinder.

211 Flüchtlinge, so die türkische Nachrichtenagentur Dogan, seien von der Küstenwache des Landes an Bord genommen worden. Das hölzerne Schiff, das von Datca an der türkischen Westküste zur griechischen Insel Kos unterwegs war, sei, so berichtet AFP, gekentert. An Bord sollen vor allem Afghanen, Pakistaner und Syrer gewesen sein. Seit dem Wochenende starben im Mittelmeer mindestens 72 Flüchtlinge. Tausende Flüchtlinge machten sich indessen in der Türkei auf den Landweg zur griechischen Grenze.

Nachdem die EU-Innenminister am Montag in Brüssel ohne Einigung auseinandergegangen waren, sollen es nun die Regierungsspitzen richten. Dass aber der angestrebte EU-Dringlichkeitsgipfel mehr Einigung verheißt, ist nicht zu sehen. So äußerte der slowakische Ministerpräsident Robert Fico, er werde »mit einem klaren Mandat dorthin gehen: Bindende Quoten werden unter keinen Umständen akzeptiert.«

Ungarn will unterdessen an seiner Grenze weiter aufrüsten. Außenminister Peter Szijjarto kündigte den Bau eines Zauns auch an der Grenze zu Rumänien an. So soll verhindert werden, dass Flüchtlinge aus Serbien via Rumänien ins Land gelangen. Nach Angaben von Serbiens Flüchtlingsminister Aleksander Vulin befanden sich am Dienstag etwa 4000 Menschen in seinem Land, die nach Ungarn wollten. nd Seiten 6 und 7

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