Plagiatsjäger werden bei Ministerin fündig

Hochschule überprüft von der Leyens Doktorarbeit

  • Lesedauer: 2 Min.
Ursula von der Leyen (CDU) wird von ihrer 25 Jahre alten Dissertation eingeholt. Die Hochschule prüft Plagiatsvorwürfe. Andere kostete das schon den Ministerposten.

Hannover. Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) prüft die Doktorarbeit von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen auf mögliche Verstöße gegen Zitierregeln. »Mit dem vertraulichen Bericht über die Ergebnisse der Vorprüfung an die Hochschulleitung ist in den nächsten Tagen zu rechnen«, kündigte ein Sprecher am Wochenende in Hannover an. Die CDU-Politikerin habe die MHH um eine Überprüfung ihrer Dissertation gebeten, nachdem die Internetplattform »VroniPlag« Plagiatsvorwürfe erhoben hatte.

VroniPlag geht nach eigenen Angaben davon aus, dass »konservativ geschätzt, rund zwölf Prozent des Textes im Hauptteil der Arbeit« plagiiert sein sollen. Weiter heißt es, es lasse sich »der Verdacht wissenschaftlichen Fehlverhaltens nicht völlig von der Hand weisen«. Der Juraprofessor Gerhard Dannemann, der seit Jahren bei der Plattform mitarbeitet, sagte »Spiegel Online«, die Arbeit sei »eher ein mittelschwerer als ein schwerer Fall«. Problematisch finde er allerdings die 23 gefundenen Fehlverweise - also Hinweise auf Quellen, in denen der zitierte Inhalt nicht zu finden sei. »Das ist im medizinischen Bereich besonders gefährlich.«

Von der Leyen streitet unterdessen ab, geschummelt zu haben. »Den Vorwurf des Plagiats kann ich zurückweisen«, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. »Es ist nicht neu, dass Aktivisten im Internet versuchen, Zweifel an Dissertationen von Politikern zu streuen.«

Die Grünen-Politikerin Agnieszka Brugger forderte indes sofortige Aufklärung. »Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit«, sagte sie der »Mitteldeutschen Zeitung«. Ihr Fraktionskollege Kai Gehring wies darauf hin, dass von der Leyen als Verteidigungsministerin auch oberste Dienstherrin der Bundeswehr-Universitäten sei. »Daraus erwächst eine ganz besondere Verantwortung.«

Ein Sprecher der Hochschule erklärte, dass eine Ombudsperson die Arbeit den gültigen Verfahrensregeln zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis (GWP) gemäß prüfe. »Mit dem vertraulichen Bericht über die Ergebnisse der Vorprüfung an die Hochschulleitung ist in den nächsten Tagen zu rechnen«, kündigte er an. Danach sei mit der Einleitung einer förmlichen Untersuchung durch die GWP-Kommission zu rechnen.

Von der Leyen ist nicht das erste politische Schwergewicht, das durch Auffälligkeiten in der Doktorarbeit Schlagzeilen macht. Der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) musste 2011 sein Amt niederlegen, nachdem ihm die Universität Bayreuth den Doktortitel aberkannt hatte. Vor zwei Jahren trat Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) nach dem Entzug ihres Titels durch die Uni Düsseldorf zurück. Agenturen/nd

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