Eine Stunde, um die Welt zu retten

Das Thema Syrien wird das Treffen zwischen den Präsidenten Putin und Obama in New York beherrschen

  • Irina Wolkowa, Moskau
  • Lesedauer: 2 Min.
Den genauen Zeitplan kennen gewöhnlich nur der Gastgeber und die Protokollbeamten. Details der Reise von Wladimir Putin zur UN-Vollversammlung aber wurden mit militärischer Präzision verkündet.

Russlands Präsident trifft am Montag in New York auch seinen US-Amtskollegen Barack Obama. Laut Plan haben beide nur eine knappe Stunde, um die Welt zu retten - obwohl ihre letzte, flüchtige Begegnung länger als ein Jahr zurückliegt. Lange vor der Eiszeit, die mit der Ukraine-Krise anbrach, hatte sich das bilaterale Verhältnis schon abgekühlt. Russland sieht sich durch US-Pläne, Teile der globalen Raketenabwehr direkt an seinen Grenzen zu stationieren, bedroht, lastet Washington auch die Schuld für die politischen Verwerfungen in Nordafrika wie im Nahen Osten an und fürchtet, nach gleichem Schema würden die USA auch Revolutionen im postsowjetischen Raum planen. Dennoch, so Präsidentenberater Uschakow, sei man zur »Erörterung eines breiten Spektrums von Problemen« bereit.

Obama werde versuchen, Putin für eine internationale Koalition gegen das Terrornetzwerk Islamischer Staat (IS) zu gewinnen, glauben russische Beobachter. Moskau, so ein hochrangiger Diplomat, sei »unter bestimmten Bedingungen« dazu bereit. Explizit nannte er dabei ein Mandat des UN-Sicherheitsrats für Anwendung militärischer Gewalt gegen den IS. Präsident Putin erklärte am Sonntag in einem Interview mit dem US-Sender CBS, dass man die Dschihadistenmiliz mit Ländern der Region gemeinsam bekämpfen wolle. Er habe die Könige von Saudi-Arabien und Jordanien über seinen Plan informiert. Auch die USA seien unterrichtet worden. Zuvor schon hatte Außenamtschef Sergei Lawrow jedoch gefordert, Truppen Assads wie der syrischen Opposition in die Anti-Terrorkoalition zu integrieren. So sieht es auch ein mit Iran im Sommer erarbeiteter Krisenplan vor. Washington und die meisten NATO-Verbündeten dagegen sehen in Assad die Wurzel allen Übels und arbeiten auf dessen Sturz hin.

Syrien, meint Politikwissenschaftler Dmitri Oreschkin, sei für den Westen ein ungleich größeres Pro

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