Von 200 auf 400 in 1,6 Sekunden

Sarah Liebigt zur Fragestunde im Untersuchungsausschuss

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 2 Min.

Dass ein Generalmusikdirektor sich generell um die Musik kümmert, ist natürlich völlig selbstverständlich. Vermutlich wird man in Fachkreisen (in der Oper Sydney, in der Mailänder Scala und vor allem in der Hamburger Philharmonie) auch bestätigend nicken, wenn Daniel Barenboim zum zwölften Mal irgendwelchen Laien (Untersuchungsausschussmitgliedern, Denkmalpflegern, usw.) erklärt, dass die Decke der Staatsoper um vier Meter angehoben werden musste, damit die Meistersinger von Nürnberg auf Verdis Maskenball 1,6 Sekunden länger klingen ... Eins Komma sechs Sekunden.

Generalmusikdirektoren müssen ein unglaublich gutes Gehör haben. Und Freunde, die, wenn sie nicht in Opern- dann in Chefsesseln sitzen. Denn gegen Barenboims Sanierungswünsche wehrten sich die Denkmalpfleger. Mussten sich aber, wie sie am Freitag vor dem Untersuchungsausschuss erklärten, den Entscheidungen des damaligen Regierenden Bürgermeisters und Kultursenators Klaus Wowereit (SPD) beugen. 400 Millionen Euro soll die Sanierung dieses Tempels der Hochkultur mittlerweile kosten. Wegen der Kostensteigerung und der Verschiebung der (Wieder)Eröffnung wird die Staatsoper bereits mit dieser Flughafenruine im Süden Berlins verglichen.

Ich für meinen Teil mag Opern nicht. Schon gar nicht jene, die zwischen den Tischen hoher Herren des 21. Jahrhunderts spielen, und in denen es nicht mehr um die Liebe geht, sondern um so profane Dinge wie Machtgier und Geltungssucht. Alte Motive, die heute immer noch dazu dienen, architektonische Peinlichkeiten und politische Fehlleistungen zu begründen oder verschleiern oder voranzutreiben.

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