nd-aktuell.de / 12.10.2015 / Kultur / Seite 15

Mosekunds Montag

Wolfgang Hübner

Nach einigen unruhig verbrachten Nächten ging Herr Mosekund zum Schlaftherapeuten. Der hörte sich Herrn Mosekunds Klage an und schlug ihm vor, zum Zwecke einer aussagekräftigen Diagnose ein Schlafprotokoll zu führen. Einschlafzeiten, Aufwachzeiten, Länge der Schlafpausen, Träume - alles müsse exakt erfasst werden, erklärte der Arzt, dann könne er helfen. Am Abend ging Herr Mosekund mit Stift, Papier und Stoppuhr zu Bett und wartete ab. Immer, wenn ihn Müdigkeit überkam, rüttelte er sich wach, um keinesfalls den genauen Zeitpunkt des Einschlafens zu verpassen und so die Heilung zu gefährden. Seitdem schlief Herr Mosekund überhaupt nicht mehr.