FAO will mehr direkte Hilfe

UN-Ernährungsorganisation fordert weltweit Sozialsysteme

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 3 Min.
Im Kampf gegen den Hunger setzt die Welternährungsorganisation FAO verstärkt auf soziale Sicherungssysteme. Familien könnten sich so auf Bildung und Investitionen in die Zukunft konzentrieren.

Die Zahl der Hungernden hat laut Jahresbericht der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) zwar leicht abgenommen, stagniert aber auf hohem Niveau. Hunger bleibe deshalb eine »große Herausforderung für alle Staaten«, sagte FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva bei der Vorstellung des Berichtes in Rom. Durch den Klimawandel seien Familien in ländlichen Gebieten besonders von Armut betroffen, da Dürre und Überflutungen zu einer »neuen Realität« geworden seien.

Eine mögliche Antwort sieht die Welternährungsorganisation in Maßnahmen der sozialen Sicherung. »Sozialprogramme ermöglichen Haushalten den Zugang zu mehr und gesünderem Essen«, erklärte da Silva. Zudem hätten diese Programme positive Auswirkungen auf Kinder, die weniger arbeiten müssten, sondern stattdessen zur Schule gehen könnten, wenn die Ernährung der Familie gesichert sei. »Es ist dringend notwendig, dass wir die ärmsten Menschen unterstützen, um die Welt vom Hunger zu befreien.« Eine Absage erteilte die FAO der weit verbreiteten Meinung, Sozialleistungen reduzierten die Bereitschaft zu arbeiten. Das sei ein Mythos, so der Bericht.

Da viele Menschen, die unter Hunger oder Unterernährung leiden, in ländlichen Gebieten leben, zeige das Prinzip der Sozialleistungen laut FAO gerade dort positive Wirkung. Denn wenn die Sorge um das alltägliche Brot oder die Schüssel Reis abnehme, investierten die Familien sowohl in Bildung als auch in ihre eigenen Farmen, etwa indem sie besseres Saatgut verwenden könnten. Damit seien sie echte Hilfen zur Selbsthilfe.

»2013 halfen Sozialleistungen dabei, 150 Millionen Menschen aus der extremen Armut zu führen«, schreibt die FAO in ihrem Bericht. Solche Programme hätten sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten schnell ausgebreitet. Die Programme umfassen laut FAO die Bereiche Absicherung bei Arbeitslosigkeit, soziale Unterstützung und Krankenversicherung.

Mindestens 145 Staaten stellen inzwischen mindestens eine der Formen von Geldleistungen, die teilweise von Bedingungen wie Schulbesuchen oder Gesundheitsvorsorge abhängig sind. In den Entwicklungs- und Schwellenländern erhielten insgesamt rund 2,1 Milliarden Menschen, also ein Drittel der Bevölkerung, die eine oder andere Art staatlicher Hilfen. Die meisten Länder - selbst die ärmsten - könnten sie sich auch leisten, wenn wohlhabende Bürger und Unternehmen dort ausreichend Steuern zahlten, erklärte da Silva und verwies auf ein Pilotprogramm der FAO in Sambia.

Von den Geldleistungen profitierten mittelfristig auch die Regionen, da die Familien dieses Geld in den lokalen Strukturen ausgeben, in denen die Waren und Dienstleistungen angeboten werden. Die direkten Geldtransfers müssten aber auch mit Programmen zur Förderung der Landwirtschaft verknüpft werden. Viel zu selten werde beides miteinander koordiniert, schreibt die FAO. Subventionen für Düngemittel beispielsweise seien in Afrika sehr populär geworden.

Ein Entwicklungshindernis auf dem Lande sei aber weiterhin der Mangel an Krediten. Es sei schwierig, die Ärmsten mit Mikrokreditprogrammen direkt zu erreichen.

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