nd-aktuell.de / 14.10.2015 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 17

Billiger Sprit lässt Preise stagnieren

Inflationsrate liegt im September bei Null Prozent

Berlin. Wer im September 2014 einen Zehn-Euro-Schein in sein Sparschwein gesteckt hat und ihn jetzt wieder rausholt, kann sich damit statistisch gesehen so viel kaufen wie im vergangenen Jahr. Denn die Inflationsrate verharrte im September im Vorjahresvergleich bei Null, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Im Vergleich zum August sind die Preise sogar leicht um 0,2 Prozent zurückgegangen. Dies ist die zweitniedrigste Inflationsrate seit sechs Jahren. Lediglich im Januar dieses Jahres war sie noch geringer - da fielen die Preise um 0,3 Prozent.

Schuld an der Stagnation sind die sinkenden Energiekosten. Sie machen etwas mehr als ein Zehntel des Warenkorbs aus, anhand dessen die Inflationsrate hierzulande berechnet wird - und gingen um 9,3 Prozent zurück Besonders stark verbilligte sich leichtes Heizöl mit einem Minus von 27,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch auch Autofahrer merken den Preisrutsch an den Tankstellen: Superbenzin verbilligte sich um 12,7 und Diesel um 16,4 Prozent.

Und dieser Verfall könnte womöglich weiter gehen. Denn die Ölpreise geben an den Börsen weiter nach. So schätzte die US-Investmentbank Goldman Sachs Mitte September, dass der Preis für ein Fass Erdöl der Sorte WTI auf 20 US-Dollar fallen könnte. Derzeit liegt er noch bei rund 47 Dollar.

Doch nicht überall sind die Preise gefallen. Nahrungsmittel zum Beispiel, die ebenfalls zu rund einem Zehntel bei der Berechnung der Inflationsrate ins Gewicht fallen, verteuerten sich im vergangenen Jahr im Durchschnitt um 1,1 Prozent. Besonders viel Geld mussten die Verbraucher beim Kauf von Obst und Gemüse berappen, dessen Preise um 8,8 beziehungsweise 9,6 Prozent stiegen. Kartoffeln waren im September sogar um mehr als ein Fünftel teurer als im vergangenen Jahr. Molkereiprodukte wie Milch und Käse kosteten hingegen im Schnitt um 7,5 Prozent weniger.

Was gut ist für den Konsumenten, ist dabei schlecht für die Wirtschaft. Stagnierende Preise bergen nämlich die Gefahr, dass die Inflationsrate ins Minus rutscht. Dies könnte letztlich zu einer Rezession führen. Die Europäische Zentralbank strebt mit ihrer Geldpolitik deswegen eine Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent an. spo Kommentar Seite 4