nd-aktuell.de / 20.10.2015 / Brandenburg / Seite 12

Behinderten versteckt und missbraucht

In Cottbus beginnt der Prozess gegen einen Mann aus Lübbenau, der einen behinderten Jugendlichen in seiner Wohnung versteckt und sexuell missbraucht haben soll.

Cottbus. Wochenlang suchte die Polizei im Spreewald nach einem geistig behinderten 14-Jährigen. Zweimal hatten sich die Ermittler im Sommer 2014 auch in der Wohnung eines Mannes in Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz) umgesehen - und waren wieder gegangen. Doch dann stellte sich heraus: Der Mann soll den Jugendlichen die ganze Zeit über bei sich versteckt und sexuell missbraucht haben. An diesem Dienstag beginnt der Prozess gegen den 54-Jährigen vor dem Landgericht Cottbus.

Es ist bereits die zweite Hauptverhandlung: Der ursprüngliche Prozess war im Mai wegen einer längerfristigen Erkrankung eines Richters geplatzt. Zum damaligen Prozessauftakt im Januar 2015 hatte der Angeklagte zugegeben, den Jugendlichen seit Ende 2013 mehrmals missbraucht zu haben. Zudem sagte er aus, dass er den Jugendlichen im Sommer 2014 wochenlang bei sich versteckt hielt. Einen Missbrauch stritt er aber ab. Laut Anklage fehlten dem Opfer in der Zeit seines Verschwindens notwendige Medikamente.

Der 14-Jährige war damals von der Wohnung seiner Eltern in Lübbenau aufgebrochen, aber nicht in seiner Förderschule angekommen. Die Polizei hatte damals unter anderem Handzettel in der Stadt, die für ihre Kahnfahrten auf den Spreewald-Fließen bekannt ist, verteilt.

Die Anklage wirft dem Mann neben Kindesentziehung sexuellen Missbrauch in insgesamt 152 Fällen vor. Bereits 2012 soll er auch einen damaligen Pflegesohn missbraucht haben.

Kennengelernt hatte der Angeklagte den behinderten Jugendlichen über seine Tochter, wie er im ersten Prozess geschildert hatte. Der Junge sei in die Wohnung gekommen, um Computer zu spielen.

Das Landgericht hat bislang Verhandlungstermine bis November geplant. dpa/nd