Unijobs bleiben prekär

Wissenschaftsminister Tiefensee wirbt für Hochschulstandort Thüringen

  • Sebastian Haak, Erfurt
  • Lesedauer: 3 Min.
Sie hangeln sich von Job zu Job: An der Situation von Beschäftigten in den Hochschulen in Thüringen hat sich bisher wenig geändert.

Entgegen aller Bemühungen und Behauptungen der Thüringer Landespolitik aus den vergangenen Jahren hat sich die Lage der wissenschaftlichen und künstlerischen Mitarbeiter an den Hochschulen des Freistaats stetig verschlechtert statt verbessert - und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Der Anteil der Wissenschaftler oder Künstler, die an einer der Thüringer Universitäten oder Fachhochschule eine unbefristete Vollzeitstelle haben, geht ausweislich aktueller Zahlen des Thüringer Landesamtes für Statistik seit Jahren immer weiter zurück. Dafür gibt es eine steigende Zahl von befristeten Stellen beziehungsweise Teilzeit-Jobs an den Hochschulen. Auch die Zahl der nebenberuflichen Hochschulmitarbeiter steigt seit Langem kontinuierlich an.

Thüringer Wissenschaftsminister der vergangenen Regierungen hatten immer wieder versprochen, die Hochschulen im Land sollten zu attraktiven Arbeitgebern werden. Auch Thüringens aktueller Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) in der rot-rot-grünen Regierungskoalition hat dieses Ziel ausgegeben. Tiefensee hatte erst vor wenigen Tagen in Erfurt bei der Vorstellung der neuen Rahmenvereinbarung zur Hochschulfinanzierung für die Jahre 2016 bis 2019 die Zahlungen des Freistaats für die Universitäten und Fachhochschulen überschwänglich gelobt. »Es ist ein Aufruf an Lehrer und Forscher: Kommt nach Thüringen, hier ist die Finanzierung gesichert«, sagte der Wissenschaftsminister.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft beklagt allerdings seit Jahren, immer mehr Arbeitsverhältnisse für Hochschulmitarbeiter seien prekär. Wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiter sind jene Gruppe der Hochschulbeschäftigten, die sowohl Forschen als auch Studenten unterrichten. Mehrfach waren in den vergangenen Jahren Beispiele von Männern oder Frauen öffentlich geworden, die sich über Jahre von einer befristeten Teilzeitstelle zur nächsten hangelten und damit niemals Planungssicherheit zum Beispiel für die Gründung einer Familie hatten.

Ausweislich einer im September von Landesamtes für Statistik herausgegeben Zahlenreihe waren am 1. Dezember 2014 an allen Thüringer Hochschulen etwa 9800 wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiter beschäftigt. Das sind nach Daten der Statistiker zwar deutlich mehr als vor zehn Jahren: Am 1. Dezember 2004 hatte die vergleichbare Zahl noch bei nur etwa 6100 gelegen. Allerdings sind heute relativ betrachtet deutlich weniger der vorhandenen Stellen unbefristete Vollzeitstellen, die ihren Stelleninhabern ein solides Maß an sozialer Sicherheit bieten. Waren von den 6100 Stellen vor zehn Jahren noch immerhin etwas mehr als 52 Prozent Vollzeitstellen, waren das 2014 nicht einmal mehr 37 Prozent der 9800 Jobs.

Zudem hat den Daten nach auch die Befristung der Stellen der wissenschaftlichen und künstlerischen Mitarbeiter in den vergangenen Jahren zugenommen. Hatten 2004 von den hauptberuflichen Mitarbeitern dieser Belegschaftsgruppe - egal, ob Vollzeit oder Teilzeit arbeitend - noch fast 40 Prozent einen auf Dauer angelegten Arbeitsvertrag, waren es 2014 nur noch etwa 31 Prozent. Deutlich gestiegen ist auch dagegen die Zahl derer, die in der Statistik als nebenberufliches, wissenschaftliches und künstlerisches Personal auftauchen. Im Verhältnis zu allen Mitarbeitern dieser Belegschaftsgruppe sieg ihre Zahl von 2004 etwa 23 Prozent auf 2014 etwa 38 Prozent - die studentischen Hilfskräfte sind in diesen Angaben noch nicht mit eingerechnet.

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