Wolfgang Lieb zieht sich zurück
Nachdenkseiten
Zwölf Jahre hat er Kraft und Leidenschaft in die »Nachdenkseiten« gesteckt, über zehn Jahre hat er gut mit dem zweiten Herausgeber Albrecht Müller zusammengearbeitet: Doch jetzt hat sich Wolfgang Lieb dazu entschlossen, seine Mitherausgeberschaft ruhen zu lassen und die redaktionelle Arbeit an dem alternativen Nachrichtenportal einzustellen. Die Begründung des früheren Staatssekretär im Wissenschaftsministerium Nordrhein-Westfalens, die am Freitag auf den »Nachdenkseiten« veröffentlicht wurde, lautet: »Seit geraumer Zeit haben sich die Nachdenkseiten mit einem zunehmenden Anteil von Beiträgen meines Mitherausgebers nach und nach verändert und verengt: thematisch, in der Methode der Kritik und in der Art der Auseinandersetzung mit Menschen anderer Meinung.«
Konkret kritisiert Lieb ein einseitiges Freund-Feind-Denken, unterkomplexe Erklärungen, moralisch aufgeladene Begriffe und persönlich herabsetzende Formulierungen bei seinem Mitherausgeber Müller, dem einstigen Planungschef im Bundeskanzleramt unter den Bundeskanzlern Willy Brandt und Helmut Schmidt. Wörtlich heißt es in seiner Stellungnahme: »Es reicht eben m.E. nicht aus, die Welt moralisch in ›Freund‹ und ›Feind‹ aufzuteilen und die Ursache nahezu allen Übels auf der Welt ›einflussreichen Kräften‹ (oft in den USA) oder undurchsichtigen ›finanzkräftigen Gruppen‹ oder pauschal ›den Eliten‹ zuzuschreiben.«
Als die Verständigungsversuche mit Müller zu keinem Ergebnis führten, zog er die Konsequenz des Rückzugs. nd
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