nd-aktuell.de / 18.11.2015 / Politik / Seite 18

Hände weg von Vio.Me

Griechenlands berühmteste Seifenfabrik hofft auf transnationale Solidarität

John Malamatinas
Kurz vor der Zwangsversteigerung der selbstverwalteten Fabrik Vio.Me in Nordgriechenland soll eine internationale Aktionswoche Druck aufbauen.

Eine gerichtliche Entscheidung bedroht das über die Grenzen hinaus bekannte Selbstverwaltungsprojekt Vio.Me in Thessaloniki. Der besetzten Fabrik droht in der kommenden Woche die Zwangsversteigerung. Der Insolvenzverwalter will damit Forderungen der Gläubiger des insolventen Mutterkonzerns Philkeram Johnson nachkommen. Die alten Eigentümer hatten die Fabrik für Baumaterialien 2011 in die Insolvenz geschickt, die verbliebenen 22 Arbeiter machten einfach weiter. Sie entwarfen eigene Produkte, wobei die Seife eine davon ist. Sie haben sich einiges vorgenommen, um ihr Projekt nicht kampflos aufzugeben.

Am 24. November wird eine Demonstration in Thessaloniki organisiert. Am 25. November findet in der Fabrik eine landesweite Versammlung von Unterstützern statt und am nächsten Tag soll die Zwangsversteigerung blockiert und verhindert werden. Bei einem Verkauf des Grundstücks droht Vio.Me die Räumung. Dabei läge eine Lösung so nahe: Das Betriebsgelände von Vio.Me macht nur einen Bruchteil des gesamten Grundstücks aus. Eine Abtrennung vom Rest wäre daher möglich. Der Aufruf zu Soliaktionen formuliert auch eine deutliche Kritik an Regierungschef Alexis Tsipras: »Er überlässt es der Gerichtsbarkeit, auf unserem Rücken ihr Spiel zu treiben, obwohl bereits feststeht, dass dieses Problem eine politische Lösung verlangt.« Bei seinem Besuch im April 2014 hatte Tsipras seine Unterstützung zugesagt, jetzt lehnt die Regierung das als »Einmischung in Privatangelegenheiten« ab. Allerdings: 43 Abgeordnete der Regierungspartei SYRIZA unterstützen die Mobilisierung mittels einer Parlamentsanfrage.

Vio.Me hofft nicht nur in Griechenland auf Solidarität: Vom 17. bis 24. November ruft die Belegschaft zu einer internationalen Aktionswoche auf. Ziel ist es, der griechischen Politik und Justiz zu zeigen, dass Vio.Me nicht alleine steht, sondern fester Teil einer europaweit vernetzten Bewegung gegen die Austeritätspolitik ist. Aktionen und Veranstaltungen werden in Italien, Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und in Deutschland stattfinden. Bei einer Kundgebung in Berlin vor der griechischen Botschaft solidarisierten sich vor einigen Tagen Soliaktivisten mit dem Generalstreik in Griechenland und machten auch auf den Existenzkampf von Vio.Me aufmerksam. Lokale Griechenlandsolidaritätskomitees planen weitere Veranstaltungen, etwa in Köln, wo der Film »Occupy, Resist, Produce - Vio.Me« von Dario Azzellini und Oliver Ressler gezeigt werden wird.