nd-aktuell.de / 21.11.2015 / Politik / Seite 4

Stadtgärten bekämpfen den Hunger

In Nicaragua wird mit Hilfe von INKOTA das Nahrungsmittelangebot erweitert und Zusatzeinkommen geschaffen

Maximilian Knoblauch, INKOTA
Fátima Girón will besseres Essen für ihre Kinder – und für ihre Nachbarn.
Fátima Girón will besseres Essen für ihre Kinder – und für ihre Nachbarn.

Ob Managua, New York oder Berlin - in Großstädten rund um die Welt wachsen und gedeihen urbane Gärten. Doch während dieser Trend hierzulande oft als exotisches Hobby gilt, hat er in Ländern wie Nicaragua eine ganz andere Bedeutung. Die Hauptstadt Managua, eine Millionenstadt, ist umsäumt von kleinen Ansiedlungen mit einfachen Unterkünften aus Holzresten, Pappe und Wellblech. Inlandsflüchtlinge aus den ländlichen Gebieten haben sich in den Jahren des Bürgerkriegs Ende der 1980er dort angesiedelt. In diesen Vierteln errichtet die INKOTA-Partnerorganisation CAPRI seit 2012 die »Stadtgärten gegen den Hunger«. Vor allem Frauen erlernen dabei das »kleine Einmaleins« des ökologischen Gärtnerns, legen Modellgärten an und geben ihre Kenntnisse in solidarischer Nachbarschaftshilfe an andere Familien weiter. Die legen dann wieder ihrerseits neue Gemüsegärten an.

»Wir kümmern uns um eine bessere Ernährung für unsere Kinder und Familien«, erklärt Projektteilnehmerin Fátima Girón. In ihren Hofgärten pflanzen die ProjektteilnehmerInnen mindestens vier verschiedene Sorten Obst und Gemüse an. Zwiebeln, Gurken, Broccoli, Salat, rote Beete, Sellerie, auch Kräuter wie Koriander, Petersilie und Pfefferminze umfast die Palette. Außerdem bereiten sie Säfte aus Früchten zu. Dadurch ist die Speisepalette der beteiligten Familien viel breiter geworden. Auf diese Weise können sie sich selbstständig versorgen und durch den Verkauf ihrer Produkte gleichzeitig ein kleines Einkommen erwirtschaften. Außerdem werden für zukünftige Hofgärten zusammen mit den Frauen kollektive Saatgutbanken angelegt.

»Aber wir sorgen auch für mehr Sauberkeit in unserem Stadtviertel«, sagt Fátima Girón. Denn neben den »Stadtgärten gegen den Hunger« entstehen im Projekt auch ökologische Gruppen, die sich mit Kampagnen und Arbeitseinsätzen für den Schutz der Umwelt stark machen, beispielsweise durch das Beseitigen illegaler Müllhalden. Außerdem gibt es Gruppen zur Prävention und Notversorgung bei Umweltkatastrophen, denn in den Wohnvierteln kommt es öfter zu Epidemien wie Denguefieber, und ein Teil von ihnen ist regelmäßig von Hochwasser durch den Managuasee bedroht.

Im Jahr 2012 entstanden in einem Pilotprojekt zur Ernährungssicherheit erste Stadtgärten. Inzwischen ist das Engagement stark gewachsen, etwa 700 Personen (davon 90 Prozent Frauen) haben sich selbst organisiert und kleine familiäre Hofgärten mit bis zu zwölf verschiedenen Gemüse- und Obstsorten angelegt. Mit Ihrer Unterstützung werden es noch viel mehr!