nd-aktuell.de / 25.11.2015 / Politik

Amadeu Antonio Stiftung warnt vor Verschwörungsideologien

Politikwissenschaftler: Meist mit antisemitischem Hintergrund und stark in der Gesellschaft verbreitet

Berlin. Die Berliner Amadeu Antonio Stiftung sieht mit Sorge eine Ausbreitung von Verschwörungsideologien in Deutschland und Europa. Wie weit Verschwörungsideologien meist mit antisemitischem Hintergrund in der Gesellschaft verbreitet sind, zeige sich im Internet, sagte der Politikwissenschaftler Jan Rathje am Mittwoch in Berlin bei der Präsentation einer Aufklärungsbroschüre der Stiftung. Darin setzt sich Rathje mit den Hintergründen von Verschwörungsideologien, ihren Auswirkungen, den geschichtlichen Traditionen, ihrer Konjunktur durch die sozialen Netzwerke und mit Gegenstrategien auseinander.

Facebook-Seiten wie »BRD-Pseudostaat-Regierung« erreichten bis zu 40.000 Likes. Dahinter steckten wie auch beim »Bund für echte Demokratie« (bfed.dk) zumeist Gruppierungen oder Einzelpersonen, die der Bundesrepublik das Existenzrecht absprechen sowie Deutschland und die Welt in den Fängen einer jüdisch-kapitalistischen Weltverschwörung sehen.

Nach Einschätzung des Autors neigen Verschwörungsideologien, egal ob von rechts oder links, letztendlich zu antisemitischen Überzeugungen. Die »jüdische Weltverschwörung« spiele eine herausragende Rolle. So tauchten beispielsweise nach den Terrorattacken von Paris auch schon bald die ersten Theorien auf, dass hinter dem Islamischen Staat (IS) eigentlich Israel stehe, um den Westen in eine Konfrontation mit den Arabern zu treiben.

»Verschwörungsideologien konstruieren immer einfache Weltbilder und Rollen«, sagte Rathje: »Da gibt es die bösen Verschwörer und hier die Guten, die das aufdecken und bekämpfen.« Dieses positive Selbstbild sei der »Kitt« unter den Verschwörungsanhängern.

Wie drängend die Auseinandersetzung mit Verschwörungsideologien sei, zeigten »Volksbewegungen« wie »Pegida«, die sogenannten Montagsmahnwachen für den Weltfrieden oder die Vielzahl von rassistischen Bürgerinitiativen. »Pegida« habe letztendlich seinen Erfolg den sozialen Netzwerken zu verdanken und sei wie ein montäglicher Stammtisch, an dem man sich wöchentlich rückversichert, dass man mit seinem Selbstbild nicht allein auf der Welt ist, sagte der Sprecher der Amadeu Antonio Stiftung, Robert Lüdecke. epd/nd