»Brandenburg will Dich!«

Die Jugend wandert nicht mehr ab, am besten kommen sogar noch Lehrlinge ins Land

In Brandenburg mangelt es zunehmend an Bewerbern für Lehrstellen. Dabei gibt es andererseits immer noch rund 48 000 Langzeitarbeitslose, die vom Aufschwung nichts haben.

Jahrelang, Jahrzehntelang sind Jugendliche aus Brandenburg auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz in den Westen Deutschlands gegangen, weil ihnen die Heimat keine Zukunft bieten konnte. Der Trend hielt noch eine Weile an, als sich die Situation in Brandenburg schon gebessert hatte. Die Abwanderung hatte sich eingebürgert und im Westen sind ja auch die Verdienstmöglichkeiten besser.

Dieser Wegzug ist nach Angaben des Landesamtes für Statistik inzwischen jedoch gestoppt. Brandenburg kommt mittlerweile aber nicht einmal mehr mit seinen eigenen Schulabgängern aus. Es fehlt in einigen Gegenden jetzt schon an Bewerbern für bestimmte Lehrstellen, und in Zukunft wird sich das Problem wahrscheinlich noch ausweiten. Die Arbeitsagentur rät Berliner Jugendlichen, die in der Hauptstadt keinen Ausbildungsplatz finden, in Brandenburg Ausschau zu halten.

Dabei bilden fatalerweise lediglich 21 Prozent der Betriebe in Brandenburg Lehrlinge aus. In ganz Ostdeutschland lag die Quote im vergangenen Jahr wenigstens bei 23 Prozent, in Westdeutschland immerhin bei 30 Prozent.

Seit Oktober läuft unter der Dachmarke »Brandenburg will Dich! Hier hat Ausbildung Zukunft« eine Werbekampagne, an der sich die rot-rote Regierung, die Industrie- und Handelskammern, die Handwerkskammern und die Gewerkschaften beteiligen.

»Der Anteil ausbildender Betriebe muss dringend steigen«, findet Brandenburgs Sozialministerin Diana Golze (LINKE). »Wir brauchen mehr Ausbildungsplätze, auch wenn die Schülerzahlen sinken. Im immer härter werdenden Wettbewerb um gut ausgebildete Nachwuchskräfte werden nur die Betriebe bestehen, die selbst in Aus- und Weiterbildung investieren und junge Menschen mit guten Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen langfristig an sich binden«, meinte Golze am Mittwoch. Mit einer Rede eröffnete sie eine Tagung zur Verwendung der Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF). Dabei sagte sie im Potsdamer Kongresshotel: »Der Brandenburger Arbeitsmarkt befindet sich mitten im Wandel und bietet den Menschen echte Perspektiven. Die Arbeitslosenquote hat sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als halbiert, auch dank der Fördermaßnahmen, die wir mit Hilfe des Europäischen Sozialfonds umsetzen konnten.«

Leider gibt es im Land Brandenburg nach wie vor rund 48 000 Langzeitarbeitslose, die oft sehr viel länger als ein Jahr ohne Jobs sind - außerdem 39 000 Familien mit Kindern, die auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen sind. Diese Menschen konnten bislang vom Aufschwung überhaupt nicht profitieren. Die Langzeitarbeitslosen benötigen vielfältige Unterstützung, um wieder eine Chance im Berufsleben zu bekommen.

Dafür gibt es das neue Förderprogramm »Integrationsbegleitung für Langzeitarbeitslose und Familienbedarfsgemeinschaften«, für das sich Sozialministerin Golze gleich zu Beginn ihrer Amtszeit Ende des Jahres 2014 stark gemacht hatte. Ziel der Förderung sei es, so das Sozialressort, die Langzeitarbeitslosigkeit »nachhaltig« zu reduzieren und einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung der Armut zu leisten. Mehr als 40 Millionen Euro ESF-Mittel stehen dafür bis zum Jahr 2020 zur Verfügung. Bis zu 8000 Brandenburger könnten von dem Programm profitieren. Insgesamt erhält Brandenburg bis 2020 rund 362 Millionen Euro aus dem ESF.

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