nd-aktuell.de / 17.12.2015 / Sport / Seite 19

Hamburger Handballer sind insolvent

Suche nach neuem Investor ist offenbar gescheitert

Stefan Flomm, Hamburg

Der angeschlagene Handball-Bundesligist HSV Hamburg hat Insolvenz angemeldet - ein Retter ist allerdings nicht in Sicht. Die Hamburger Gerichtspressestelle bestätigte am Mittwoch den Eingang eines entsprechenden Antrags des deutschen Meisters von 2011. Der Spielbetrieb soll jedoch weitergeführt werden. Allerdings werden dem HSV laut Ligastatuten nun acht Punkte abgezogen.

Der Verein wollte keine Auskünfte zur Zukunft geben. Die Verbindlichkeiten des Champions-League-Siegers von 2013 sollen sich bis Saisonende auf fünf Millionen Euro belaufen. Warum Geschäftsführer Christian Fitzek die Patronatserklärung von Hauptsponsor Andreas Rudolph über mehrere Millionen Euro bislang nicht gezogen hat, bleibt unbekannt. Sie war Voraussetzung für die Lizenzerteilung gewesen. Der Medizinunternehmer soll inzwischen mehr als 30 Millionen Euro in den Verein gesteckt haben.

Wird bis zum Jahresende nicht eine Verringerung des negativen Eigenkapitals - die Schulden sind höher als das Vermögen - um 30 Prozent nachgewiesen, kommen zum feststehenden Punktabzug vier weitere Zähler hinzu. Der Abstand des Tabellenfünften zu den Abstiegsplätzen beträgt derzeit 17 Punkte. Sollte die Sanierung des HSV bis zum 10. April kommenden Jahres gelingen, kann ein erneuter Antrag für eine Bundesligalizenz gestellt werden. Anderenfalls droht ein Neuanfang in der zweiten oder dritten Liga.

Ob das Bundesligaspiel gegen den SC Magdeburg am Sonntag stattfinden kann, ist ungewiss. Die Arena gehört neben dem Finanzamt, der Berufsgenossenschaft und Rudolph zu den Gläubigern des Klubs. Nun muss sich der Insolvenzverwalter mit dem Hallenbetreiber einigen. Angeblich müssten 50 000 Euro Miete gezahlt werden.

Die Mannschaft trainiert sich derzeit selbst. Trainer Michael Biegler, der in Personalunion die polnische Nationalmannschaft betreut, bereitet derweil den EM-Gastgeber auf das Turnier im Januar vor. Die Hamburger Spieler könnten den Verein nach dem Ausbleiben der beiden jüngsten Monatsgehälter ablösefrei verlassen. Adrian Pfahl wird bereits mit Frisch Auf Göppingen in Verbindung gebracht und könnte nach den Regularien des Ligaverbands HBL bereits am 27. Dezember mit den Schwaben beim HSV antreten. Für Torhüter Jens Vortmann und Rechtsaußen Hans Lindberg haben die Füchse Berlin angeblich Interesse angemeldet.

Seit mehr als zehn Jahren standen die Hanseaten immer wieder vor dem Kollaps. 2004 war Rudolph erstmals als Retter aufgetreten. Nach dem unglücklichen Intermezzo mit dem ehemaligen Fußball-Nationaltorhüter Frank Rost als Geschäftsführer im Jahr 2013 erhielt der Klub im Juli 2014 erst in letzter Minute die Lizenz.

Verwirrung gab es am Mittwoch um einen angeblichen Einstieg von Jürgen Hunke, Ex-Präsident des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV. Der Theatermäzen dementierte jedoch, dass er neuer Investor werde, nachdem Rudolph den Geldhahn zugedreht hat. »Ich werde keinen Euro in die Rettung stecken, das kann doch gar keiner bezahlen«, sagte Hunke. Er hatte nach eigenen Angaben vor zehn Jahren 450 000 Euro für die Lizenz gegeben: »Das Geld ist ja auch weg.« dpa/nd