nd-aktuell.de / 19.12.2015 / Wissen / Seite 24

Modediagnose ADHS?

Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2007 haben rund fünf Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland eine ärztlich oder von einem Psychologen diagnostizierte Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADS bzw. ADHS). Damit gibt es in Deutschland mehr als eine halbe Million Kinder im Schulalter mit ADS und ADHS.

Die Diagnose wird bei Jungen drei bis vier Mal häufiger als bei Mädchen gestellt. Unterschiede zeigen sich auch in der Ausprägung der Diagnose. So wird bei Jungen meistens die Variante des sogenannten hyperaktiv-impulsiven Typs (»Zappelphilipp«) festgestellt; Mädchen sind eher von der unaufmerksamen und verträumten Diagnose-Variante (»Traumsuse«) ohne hyperaktive Verhaltensauffälligkeiten betroffen.

Ob ADS bzw. ADHS tatsächlich ein Massenphänomen ist, ist unter Fachleuten umstritten. So wird von Psychologen kritisiert, dass Ärzte ADHS häufig bei Kindern diagnostizieren, die entwicklungsverzögert sind oder unter anderen Problemen wie Legasthenie, Dyskalkulie oder Hörschäden leiden. Zudem werde die Diagnose von vielen Ärzten leichtfertig gestellt. So ist laut einem Bericht der Barmer GEK Krankenkasse von 2013 zwischen 2006 und 2011 die Zahl der ärztlich festgestellten ADHS-Fälle um 42 Prozent gestiegen. jam