Blueser, Tramper, Hippies ...

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Was in der DDR die Blueser, Tramper oder Kunden waren, waren im Westen die Hippies. Gemeinsam hatten sie eines - die traditionellen Mehrheitsgesellschaften fanden die Blumenkinder mindestens suspekt. Das Schimpfwort vom »Gammler«, mit dem jede jugendliche »Abweichung« von dem, was bei Musik, Frisur, Klamotten als Norm galt, diskreditiert werden sollte, deutet auf einen Generationenkonflikt hin: In der Unterstellung, hier würden Leute nichts Richtiges, »Wertvolles« tun, womöglich nicht einmal arbeiten, sondern bloß »gammeln«, liegt nicht zuletzt der heimliche Frust derer, die jeden Morgen um sechs im Büro antreten müssen - während sich der langhaarige Nachwuchs im Studentenheim noch einmal auf dem Flokati umdreht. Darin liegt nichts wirklich Utopisches, vielleicht mag man von einer Alltagsgeste des Widerstandes gegen die Lohnarbeitsmühle sprechen. Damit war aber auch bei den meisten Hippies irgendwann Schluss - irgendein Sparkassenjob wartete auf fast jeden, ob nun im Westen oder im Osten. Zum größten Widersacher des Blumenkindertums allerdings wurde erst vor wenigen Jahren der kleine fette Antisemit Eric Cartman aus der großartigen Trickfilmserie »South Park«: Das fleischgewordene kapitalistische Übel in Kindergestalt sprengt ein Hippiefestival per Slayer-Song. Den Unterschied zwischen Death-Metal-Anhängern und Hippies hätte man seinen Großeltern freilich nie erfolgreich erklären können. tos

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