nd-aktuell.de / 31.12.2015 / Berlin / Seite 11

Höher und dichter bauen für mehr Grün

Mehr Häuser müssen künftig auf weniger Fläche, um Parks zu erhalten, sagt Bausenator Geisel (SPD). Das Tempelhofer Feld werde nicht bebaut, ohne zu fragen.

Ausgebaute Dachgeschosse und Hochhäuser mit Büros: In Berlin muss aus Sicht von Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) deutlich dichter und höher gebaut werden, um trotz des Zuzugs nicht zu viele Grünflächen zu verlieren, sagte er der dpa. An der Wohnqualität ändere sich nicht viel. So dürften begehrte Wohnquartiere Schöneberg, Kreuzberg oder Friedrichshain nach heutigen Verordnungen überhaupt nicht mehr entstehen. Auch Hochhäuser seien nötig, da wegen des Wirtschaftswachstums mehr Büroflächen gebraucht würden.

50000 zusätzliche Wohnungen könnten durch Dachgeschossausbau entstehen. Zwar seien diese meist teuer, aber »in Berlin wohnen auch nicht nur arme Menschen.« Er geht davon aus, dass dadurch auch günstigere Wohnungen wieder frei werden. Ein Konzept, an dem sich schon seit den 1980er Jahren die Wohnungspolitik des Bundes orientiert. Und das schon lange Zeit fundiert widerlegt ist. Der Wohnungswechsel von Gutverdienern habe keine mietpreissenkenden Effekte, resümierten bereits 1996 Wissenschaftler der Uni Kassel sinngemäß.

»Ich weiß nicht, ob wir das überhaupt je wieder anpacken«, sagte Geisel zu einem möglichen neuen Anlauf zur Bebauung des Tempelhofer Feldes. Ohne Bürgerbefragung ginge das sowieso nicht: »Wenn ein solches Volksgesetz wieder geändert werden sollte, wird das nicht heimlich oder auf Umwegen geschehen können.«

Ob sich die Frage angesichts der Zuzugssituation noch einmal stellen werde, müsse die Stimmung in der Stadt zeigen. Der Senat selbst könne keine Volksabstimmung initiieren. Die aktuelle Diskussion über Flüchtlingsunterkünfte auf dem ehemaligen Flughafen habe aber gezeigt, »dass die Emotionen noch ziemlich frisch sind«.

Der Senat hält allerdings daran fest, am Rand der Freifläche Flüchtlinge unterzubringen. »Wir haben einen Vorschlag unterbreitet, temporär bis 2019 Menschen vor Obdachlosigkeit zu schützen«, sagte Geisel. Gespräche hätten ergeben, dass die Flächen auf der Neuköllner Seite und am Tempelhofer Damm weniger geeignet seien, sagte er. »Würden wir an anderer Stelle in der Stadt eine intensiv genutzte Grünfläche mit Flüchtlingen belegen? Da ist die klare Antwort: nein.«

Er geht davon aus, dass der Gesetzentwurf im Abgeordnetenhaus entsprechend angepasst werde. Ein Beschluss ist nach wie vor für Januar geplant. dpa/nd