nd-aktuell.de / 06.01.2016 / Politik

Berlin: Obdachloser vor Kältetod gerettet

Weiterhin eisige Temperaturen in der Hauptstadt / Flüchtlingen drohen Erfrierungen vor dem LaGeSo / Unfälle nach Schnee im Osten / Dutzende Verletzte in Brandenburg

Berlin. Die eisigen Temperaturen lassen Schneeflocken im Osten tanzen. Doch für viele Menschen ist der Winter eine Bedrohung. Bei eisigen Temperaturen haben Helfer des Berliner Kältebusses einen Obdachlosen vor dem Kältetod gerettet, sagte eine Sprecherin der Berliner Stadtmission. Zwei Mitarbeiter des Kältebusses hätten den durchgefrorenen Mann am Montagmorgen in der Bundesallee in Wilmersdorf in ihren Wagen genommen, sagte eine Sprecherin der Stadtmission. »Wenn er noch eine halbe Stunde länger draußen gewesen wäre, wäre er erfroren.« In einer der drei Notunterkünfte der Stadtmission kümmern sich nun Ärzte um ihn. Die Minusgrade in der Hauptstadt sorgten außerdem für zugefrorene Seen, vereiste Flugzeuge und zahlreiche Einschränkungen im Straßenverkehr. Auch in den kommenden Tagen bleibt es eisig.

Auch vor dem Landesamt für Soziales, das für die Aufnahme von Asylsuchenden zuständig ist und mit Chaos weltweit Schlagzeilen machte, spitzt sich die Lage offenbar wegen der Temperaturen zu. Laut dem Leiter des Caritas-Sozialteams, Sascha Kiffer, erlitten allein am Montag zehn Flüchtlinge vor dem LaGeSo in Berlin Erfrierungen, die von den Notärzten behandelt werden mussten. Das berichtet der »Tagesspiegel«.[1] Am Dienstag seien laut der Initiative »Moabit hilft!« drei Menschen mit Kreislaufbeschwerden zusammengebrochen.

Glätte und Schnee haben zudem zu Dutzenden Unfällen geführt. In Brandenburg waren am Dienstag 45 von 233 Unfällen auf schwierige Straßenverhältnisse zurückzuführen, wie die Polizei am Mittwoch in Potsdam mitteilte. Dabei wurden 15 Menschen verletzt. Insgesamt gab es bei Verkehrsunfällen bis Mitternacht 34 Verletzte. Die Autobahn 9 musste am Dienstagnachmittag bis in den Abend nach dem Zusammenstoß zweier Lastwagen auf glatter Fahrbahn zwischen Niemegk und Brück (Potsdam-Mittelmark) gesperrt werden. Ein Mensch wurde verletzt. Es kam in Richtung Berlin zu kilometerlangen Staus. Bei Glätte fuhr am Mittwochmorgen auf der A15 zwischen Forst und Roggosen (Spree-Neiße) ein Lastwagen gegen die Leitplanke. Der 39-jährige Fahrer wurde verletzt. Die Autobahn musste bis in den Morgen gesperrt werden. Auch auf der A2 gab es nach einem glimpflich verlaufenen Unfall zwischen Brandenburg/Havel und Wollin (Potsdam-Mittelmark) eine zeitweilige Sperrung.

In Berlin registrierte die Feuerwehr dagegen eine ruhige Nacht mit weniger Einsätzen als normal. Allerdings häufen sich Unfälle bei solchen Wetterlagen in der Hauptstadt erfahrungsgemäß erst mit dem einsetzenden Berufsverkehr. Die Polizei mahnt die Autofahrer, sich an die schwierigen Straßenverhältnisse anzupassen.Beim ADAC rückten die »Gelben Engel« allein bis Dienstagmittag über 500 mal aus - normal sind nach eigenen Angaben 600 Einsätze pro Tag. Mit 1400 Einsätzen war der Montag der einsatzreichste Tag seit sieben Jahren. Schuld waren meistens kaputte Batterien oder Dieselleitungen.

Weil das Löschwasser nach einem Feuerwehreinsatz gefror, musste in Berlin-Pankow die Berliner Straße für zwei Stunden gesperrt werden. Die Einsatzkräfte rückten laut Polizei wegen eines dort brennenden Autos aus. Durch das eingesetzte Löschmittel wurde die Fahrbahn bei der klirrenden Kälte anschließend zu einer Rutschbahn. Kalt war es auch am Flughafen Tegel. Etwa jedes dritte Flugzeug musste nach Angaben der Flughafengesellschaft enteist werden. Bei der Berliner Stadtreinigung froren die mit Wasser arbeitenden Kehrfahrzeuge zu. Wegen der Kälte verzögere sich nun die Beseitigung der Silvesterabfälle, sagte eine Sprecherin. Nach dem tagelangen Frost frieren außerdem immer mehr Gewässer zu, wie beispielsweise der Karpfenteich im Treptower Park. Die Polizei warnte vor Einbruchgefahr. Die Eisschicht sei in der Regel zu dünn, um gefahrenlos darauf zu laufen.

Eine Mischung aus winterlichem und milderem Winter hat in Sachsen den eisigen Wochenbeginn abgelöst. Schnee und Sprühregen wechseln sich ab, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Dienstag in Leipzig mitteilte. Die Temperaturen liegen demnach teils leicht unter dem Gefrierpunkt, teils bei vier Grad. Oberhalb von 800 Metern herrscht Dauerfrost. Dieser Trend werde bis Mittwoch anhalten, so ein Sprecher. In der zweiten Wochenhälfte werde es wärmer. Der Wettermix hat laut DWD teilweise zu überfrierender Glätte geführt. Größere Unfälle blieben jedoch weitestgehend aus. In Glaubitz (Landkreis Meißen) erlitt ein 18-Jähriger schwere Verletzungen. Auch ein zwölfjähriges Mädchen in Mügeln (Landkreis Nordsachsen) verletzte sich schwer. Es rodelte am Montag mit seinem Schlitten einen Hang hinunter und rutschte über den Bordstein auf die Fahrbahn, wie die Polizei in Leipzig am Dienstag mitteilte. Dort stieß die Zwölfjährige mit einem Auto zusammen. »In der Region Leipzig blieb es bei Blechschäden«, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion. Die Autofahrer hätten sich auf die Bedingungen eingestellt, sagte eine Sprecherin der Polizeidirektion Dresden.

Glätte und Schnee haben auch auf Sachsen-Anhalts Straßen zu zahlreichen Unfällen geführt. Besonders betroffen waren Lkw-Fahrer auf den Autobahnen. Binnen weniger Minuten kam es am Dienstagmorgen auf der Autobahn 2 (Magdeburg - Braunschweig) in der Nähe von Marienborn (Landkreis Börde) zu drei Lkw-Unfällen, wie die Autobahnpolizei mitteilte. Gegen 9.00 Uhr stürzte zunächst ein mit Palmöl beladener Sattelzug um. Später kam ein anderer Lkw von der Fahrbahn ab. Es kam in beiden Richtungen zu Behinderungen. Verletzt wurde niemand. In der Nähe von Magdeburg geriet etwa zur gleichen Zeit auf der A2 ein Transporter ins Schleudern und krachte in eine Mittelleitplanke. Gegen 10.00 Uhr kam zudem noch ein Kleintransporter nach rechts von der Fahrbahn ab, der auf einem Anhänger Fahrzeuge geladen hatte. Die Insassen des Transporters wurden nicht verletzt. Auch auf der Autobahn 38 schlingerten mehrere Lkw auf den schneebedeckten Fahrbahnen, wie ein Polizeisprecher in Halle sagte. Unter anderem kippte in der Nähe von Merseburg ein Lkw um. Der Fahrer wurde eingeklemmt, blieb aber unverletzt. Bei Sangerhausen blieb ein Lkw liegen. Auch auf den Bundesstraßen wie der B86 bei Mansfeld gab es Probleme. Hier rutschte ein Lkw am Berg. In Halle stellten sich zwei Lastwagen auf der Hochstraße zwischen Zentrum und Neustadt quer. Agenturen/nd

Links:

  1. http://www.tagesspiegel.de/berlin/fluechtlinge-in-berlin-helfer-prangern-unzumutbare-zustaende-am-lageso-an/12793750.html