nd-aktuell.de / 09.01.2016 / Kultur / Seite 29

Schach mit Carlos García Hernández

Carlos García Hernández

Der höchste Schachtitel Internationaler Großmeister wird offiziell seit dem Jahr 1950 verliehen. Davor wurde diese Bezeichnung nicht offiziell verliehen, sondern nur informell benutzt. Beim Start in die neue Ära, die nach dem Zweiten Weltkrieg begann, entschied der Internationale Schachverband (FIDE), den besten 27 Spielern der Welt den Titel Internationaler Großmeister zu verleihen.

Diese 27 Spieler haben wahrlich Schachgeschichte geschrieben. Unter ihnen finden wir berühmte Namen wie José Raúl Capablanca (Kuba; 1888-1954) oder Wassili Smyslow (Sowjetunion; 1921-2010). Es findet sich in dieser Liste aber auch ein Name, der heute eher verblasst ist: Jacques Jakob Mieses. Seine Lebens- wie Spielergeschichte ist bemerkenswert, aber auch merkwürdig.

Mieses wird als der erste britische Großmeister der Geschichte betrachtet. Er ist aber am 27. Februar 1865 in Leipzig geboren worden. Im Jahr 1927 spielte er bei der Schacholympiade unter deutscher Fahne. Weil er Jude war, ging er 1938 nach England ins Exil. Erst gegen Ende des Jahres 1940 bekam Mieses die britische Staatsbürgerschaft; er starb also am 23. Februar 1954 in London als britischer Bürger. Der erste in Großbritannien geborene Großmeister war übrigens Tony Miles (1955-2001).

Die Schachliteratur erinnert an Jacques Jakob Mieses mit der Mieses-Variante der Schottischen Partie und mit dem Mieses-Gambit in der Skandinavischen Verteidigung. Zudem war er auch ein sehr produktiver Schachjournalist.

Mieses begann seine Karriere gleichermaßen mit Schachkomposition sowie -spiel. Später fokussierte er sich mehr auf das Spiel am Brett selbst. Aus seiner Hochzeit als Schachkomponist stellen wir heute zwei Aufgaben vor: Die erste wurde im Jahr 1904 veröffentlicht und ist ein Matt in zwei Zügen. Die zweite kam bereits im Jahr 1880 in die Fachpresse und ist ein Matt in drei Zügen.