Atypisch ist das neue typisch

Grit Gernhardt regt sich über unternehmerische Kurzsichtigkeit auf

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 1 Min.

Teilzeit, Befristung, Unterbezahlung - die Zahl der atypischen Beschäftigungsverhältnisse wächst, besonders bei den Unter-35-Jährigen. Doch wenn eine ganze Generation sich von Kurzzeitstelle zu Kurzzeitstelle hangeln, mit Nebenjobs ihren Lebensunterhalt sichern oder gar dankbar für unbezahlte Praktikumsstellen sein muss, kann längst nicht mehr von atypischen Verhältnissen die Rede sein. Vielmehr scheint ein prekärer Arbeitsmarkt für hunderttausende junge Menschen zur Selbstverständlichkeit geworden zu sein - mit weitreichenden Folgen für die Gesellschaft: Ohne wenigstens grundlegende monetäre Sicherheit schwindet auch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, die Unzufriedenheit wächst, die Lebensplanung verändert sich.

Beschwerden über fehlenden Nachwuchs und spätgebärende Akademikerinnen laufen ins Leere, solange ein Umfeld fehlt, in dem Familienplanung auch in jungen Jahren möglich ist. Und für die Betriebe selbst ist die eigene Beschäftigungspolitik ebenfalls eine Milchmädchenrechnung: Zwar sparen sie kurzfristig Geld, allerdings sind unterbezahlte und aufgrund mangelnder Anerkennung unzufriedene Mitarbeiter auf Dauer keine besonders produktiven Angestellten, das zeigen viele Studien. Doch solche Kurzsichtigkeit in sozialen Fragen ist sowohl für die Unternehmen als auch für die herrschende Politik alles andere als atypisch.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal