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Lieber rodeln als schlittern

Sarah Liebigt erwartet eine weitere Ausdünnung bei Schnee und Bahn

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 2 Min.

Auf dem Weg vom nd-Gebäude zum S-Bahnhof kann man neuerdings eine quietschende Kinderhorde dabei beobachten, wie sie mit Freuden eine Schräge hinunteschlittert. Sie schleppen Wasser in Flaschen herbei und verfeinern die Eisbahn. Ein altes Spiel. Fast von allein machen meine Beine einen großen, unnötigen Bogen um die krakeelenden Jugendlichen, und ich eiere mit vorsichtigen Schritten über den Brei aus Schnee und Matsch. Der Pförtner hat gesagt, ich soll aufpassen. Und morgen soll es Blitzeis geben. Blitzeis. Das ist auch so eine deutsche Wortschöpfung im Straßenkampf Sommerreifen gegen Streusalz.

»Wir mussten im Laufe der Woche ausdünnen«, hat ein S-Bahnsprecher am Freitag erklärt. Das passt zum Wetter. Die Schneedecke wurde auch ausgedünnt. Die Flüchtlinge in Tempelhof haben gleich gar keine. Zimmerdecke, meine ich. Decke ist das neue heiße Ding.

Ein paar Meter hinter den Eisbahnläufern blühen die Forsythien. Ein völlig verqueres Bild inmitten des schnell ergrauten Winters. Wieso hat denen denn Weihnachten niemand gesagt, dass noch nicht Frühling ist? Jetzt klebt das gelbe Rührei froststarr am Zweig und friert.

Im Internet gibt es eine Karte, auf der am ÖPNV-Netz entlang die schönsten Rodelberge und Schneespaß-Plätze eingetragen sind. Vielleicht sollte ich mir die mal angucken. Rodeln ist etwas völlig anderes als ’rumeiern. Aber mein Handy macht gemeinsame Sache mit dem S-Bahnsprecher und kündigt Schneeregen an.

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