nd-aktuell.de / 16.01.2016 / Kultur / Seite 24

Bildungslexikon

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Citizen Science, die; Substantiv, feminin. Die Geschichte der Citizen Science wird im Allgemeinen unterteilt in die Zeit bis Ende des 19. Jahrhunderts und in die Zeit danach. Mit der Aufklärung entstanden intellektuelle Zirkel, in denen die an der aufkommenden Wissenschaft interessierten Menschen sich austauschten. In der Regel engagierten sich keine professionell arbeitenden Wissenschaftler in diesen Zirkeln.

Die Plattform science20.com verweist auf einen norwegischen Bischof, der Kontakte zu diversen Klerikern pflegte, die ihm ihre Beobachtungen und gesammelten Einzelproben zu verschiedenen Forschungsstudien zukommen ließen. Somit konnte er seine Stichprobensammlungen auffüllen. Dies war oftmals die einzige Möglichkeit, um an die über das Land verstreuten Forschungsinformationen heranzukommen. Auch der schwedische Biologe Carl Linnaeus (1707-1778) profitierte von dieser Form der »Kollaboration«. Seine binäre Nomenklatur, die die Grundlage der wissenschaftlichen Biologie wurde, konnte er nur über die Auswertung zahlreicher Einzelproben anderer Amateurwissenschaftler erstellen.

Im 19. Jahrhundert differenzierte sich die Wissenschaft aus. Die bürgerliche Revolution förderte Vereine und Verbünde, in denen sich die an Wissenschaft Interessierten zusammenschlossen. Einige avancierten zu Universitäten, andere zu reinen Citizen-Science-Zirkeln. Neben den bürgerlichen Zirkeln entstanden in dieser Zeit auch Arbeiterbildungsvereine, die ihren inhaltlichen Schwerpunkt in Fragen der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik hatten. tgn