nd-aktuell.de / 29.01.2016 / Politik / Seite 14

Anzahl der Bibliotheken sinkt rasant

Sachsen-Anhalt verliert wichtige Treffpunkte

Genthin. Knapp 20 öffentliche Bibliotheken haben in den letzten Jahren in Sachsen-Anhalt geschlossen. 2006 gab es landesweit 93 dieser Einrichtungen für kleine und große Leser, wie die Vorsitzende des Landesverbandes im Deutschen Bibliotheksverband, Gabriele Herrmann, in Genthin sagte. 2015 waren es nach vorläufigen Schätzungen nur noch 74 von hauptberuflichen Mitarbeitern geführte Einrichtungen. Der starke Rückgang hat mehrere Gründe. Um das Problem zu lösen, brauchen die Bibliothekare vor allem eines: Geld.

Zum einen sinkt aufgrund des demografischen Wandels mit immer weniger Einwohnern seit Jahren die Zahl der Leser, erklärte Herrmann. Zum anderen sei das Angebot in einigen Bibliotheken einfach nicht mehr attraktiv genug. Neue Bücher oder moderne Medien seien teuer. Aber wenn sie nicht angeschafft würden, blieben die Leser aus.

Das sei bedenklich, sagte Herrmann. Bibliotheken seien wichtige Treffpunkte und Bildungsstätten - nicht nur für Schulklassen und Kindergartengruppen. Sie seien auch ein kultureller Treffpunkt und würden lebenslanges Lernen fördern. Auch in den kommenden Jahren ist nach Ansicht von Herrmann, die die Stadt- und Kreisbibliothek Genthin leitet, mit einem weiteren Bibliotheken-Sterben zu rechnen.

Gerade die zunehmende Digitalisierung macht es den Bibliothekaren schwer, sagt die Verbandsvorsitzende. Online-Suchsysteme, Ebook-Leihe - viele Einrichtungen könnten da nicht mithalten. Die Leser würden jedoch erwarten, dass sie Zugang zu neuen Medien bekommen. »Die Umsetzung ist aber oft sehr kostenintensiv«, betonte Herrmann. Die Kassen der Kommunen seien klamm. Um dennoch allen gerecht zu werden, müssten die Bibliotheken kooperieren und vorhandene Ressourcen gemeinsam nutzen.

Nicht nur die Bibliotheken mit hauptberuflichen Mitarbeitern kämpfen ums Überleben. Auch so manchen ehrenamtlich geführten Einrichtungen droht das Aus. 2006 gab es noch 215 dieser Bibliotheken. Innerhalb von zehn Jahren halbierte sich nach Verbandsangaben in etwa ihre Zahl. dpa/nd