nd-aktuell.de / 29.01.2016 / Unten links / Seite 1

UNTEN LINKS

Der Bundespräsident ist mit besonderem Wortgewicht versehen. Das wird ihm bei Amtsantritt verliehen, am Ende muss er es wieder abliefern. Das Wortgewicht ist eine schwere Belastung für Zunge und Gaumen, der Präsident muss überdies lernen, Worte so zu wählen, dass sie keinen Schaden anrichten. Zum Schutz der Bevölkerung ist Schloss Bellevue von Sprachbarrieren umgeben, die voller Einschlagsspuren sind. Wenn ein Präsident nach Feierabend übermütige Sätze formuliert, hört man das Donnergrollen bis hinüber zum Kanzleramt. Präsidenten wissen daher auch bedeutungsvoll zu schweigen oder mit den Augen zu rollen. Manchmal allerdings geht es nicht anders. Manchmal muss es sein. Dann ist das Wort des Präsidenten gefragt. Wie am Donnerstag beim Besuch einer Berliner Polizeieinheit gegen den Terror. Da sagte Joachim Gauck: Er habe den Eindruck gewonnen, dass die Bürger sich nicht sorgen müssten um ihre Sicherheit. Ein wenig rollte er dabei sogar mit den Augen. uka