Antifaschismus musste man ihm nicht verordnen. Das hatte die Erfahrung bereits getan.
Heute vor 25 Jahren starb Konrad Wolf, einer der großen DEFA-Regisseure (»Sterne«, »Ich war neunzehn«, »Der nackte Mann auf dem Sportplatz«, »Solo Sunny«). 1925 als Sohn Friedrich Wolfs geboren, sowjetischer Exilant und Rotarmist, Präsident der Akademie der Künste in der DDR. Seinen ersten Vortrag über die Zukunft Deutschlands hält er im Herbst 1945, noch in Uniform, vor Hallenser Studenten. Auf der Tafel im Hörsaal: ein Galgen aus Kreide, die Worte »Vaterlandsverräter«. Wolf stellt sich vor die Tafel und redet, er war zwanzig. So entstehen Empfindlichkeiten, so wird es einem Deutschen schwer, wieder Deutscher zu sein.
Im Buch »Markus Wolf - Letzte Gespräche« (Das Neue Berlin/Neues Deutschland, 256 S., geb., 14,90 Euro), stellte Hans-Dieter Schütt auch Fragen zum Bruder. Im Folgenden Auszüge. Vorangestellt ist dem Buch ein Gedanke Konrad Wolfs: »Utopie ist Hoffnung, Hoffnung verlangt Arbeit. Unvernunft und blanker Schwachsinn dröhnen durch die Welt - da sollen wir uns in die Ecken verkriechen? Ich kann es nicht ...«