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UNTEN LINKS

Ostern (kein Spaziergang) Seht nur dort, der Regenschauer an der alten Friedhofsmauer spült von diesem tristen Ort alle Winterschwermut fort. In der milden Frühlingssonne ist solch Anblick reinste Wonne. Weist er doch auf große Freude für die Weibs- und Mannesleute. Auferstehung feiern wir mit viel Messwein, Korn und Bier, lassen leben hoch den Herrn, das sieht Papst...

Detlef D. Pries

Fahrplan ohne Ankunftsgewähr

Durchbruch? Eine Sensation, wenn auch nur eine kleine? Gewiss, was nach siebenstündigen Beratungen aus dem Genfer Hotel »Intercontinental« verlautete, war nicht von vornherein zu erwarten gewesen. Schon wegen der unterschiedlichen Sichtweisen, mit denen die Teilnehmer angereist waren. In Kiew wurde das Treffen gern »Drei plus Eins« genannt und als »Drei gegen Eins« interpretiert: die Ukraine, u...

Bewaffnete Drohnen nicht ausgeschlossen

Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zeigt sich offen für die Anschaffung bewaffneter Drohnen. »Ich will für bestmöglichen Schutz sorgen«, sagte sie dem Nachrichtengagazin »Focus«. Man dürfe »nicht dazu tendieren, die Anforderungen und auch die Gefahren zu verharmlosen, denen unsere Soldatinnen und Soldaten im Einsatz ausgesetzt sind«. Die Frage, ob die Bundeswehr neben Au...

Detlef D. Pries

Flackerndes Friedenssignal aus Genf

Auch nachdem sich Russland, die USA, die EU und die Ukraine am Donnerstag in Genf auf einen Fahrplan zur Lösung der ukrainischen Krise geeinigt haben, bleiben die Fronten starr.

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Fabian Lambeck

Die vergessenen Toten

Die Angaben des Bundeskriminalamtes zu den Drogentoten sind unvollständig. Denn im vergangenen Jahr büßten weit mehr Bürger für ihren Suchtstoffkonsum mit dem Leben als jene 1002, die das BKA aufführt. Die Kriminalbeamten ignorieren 140 000 Nikotin- und mehr als 70 000 Alkoholtote. Verlässliche Schätzungen über die Anzahl derer, die an ihrer Medikamentenabhängigkeit zugrunde gingen, gibt es bis...

ndPlusKurt Stenger

Schönheitsfehler beim Wohngeld

Es ist eine ganz einfache Rechnung: Nach den jüngsten Strompreissteigerungen muss ein Single-Haushalt mit durchschnittlichem Verbrauch pro Monat 39,42 Euro für Elektrizität ausgeben - im Hartz-IV-Regelsatz sind aber nur 32,69 Euro für Strom sowie das Instandhalten der Wohnung vorgesehen. Haushalten, die zumindest die notwendigsten Renovierungsarbeiten erledigen wollen, fehlen im Jahr 90 bis 280...

René Heilig

Kampfdrohnen und Gabelstapler

Als vor einem Jahr der Skandal mit der flugunfähigen Aufklärungsdrohne EuroHawk aufflog, bliesen die Abgeordneten des Bundestages gar mächtig die Backen auf. Sie wollten informiert sein, schließlich sei die Bundeswehr doch eine Parlamentsarmee. In Ordnung, sagte das Verteidigungsministerium, und so verweist dessen Chefin nun die Entscheidung über die Anschaffung von Kampfdrohnen an die gewählte...

Der Antichrist

Ostern - ein Fest, zwei Protagonisten: Der eine steht am Morgen auf, um für die Jüngeren Eier zu verstecken. Der andere aufersteht am Morgen, worauf die Jünger ziemlich rumeiern. Ein vertrackter säkular-sakraler Dualismus.

ndPlusKathrin Zinkant

Familie, Ostern und die Freaks

Feste bieten immer einen Anlass für nichtrepräsentative Umfragen. »Und du so, Ostern?«. »Ach, wir fahren zu den Schwiegereltern«. Was das heißt, bleibt ungeklärt, hat aber etwas mit Biologie zu tun.

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Ostergeschenk an die Finanzmafia
Sahra Wagenknecht

Ostergeschenk an die Finanzmafia

Es war das zweifelhafteste Comeback des Jahres: Die Finanzmafia erlaubt es Griechenland, sich wieder unter die Diktatur der Finanzmärkte zu begeben. Von der konservativ-bürgerlichen Regierung in Griechenland und der EU-Kommission wurde das stolz als Osterwunder verkauft. Verwunderlich ist daran zunächst nur, dass die internationalen Renditejäger - zum nicht geringen Teil Hedgefonds - der griech...

Weltklimabericht

Sydsvenska, Schweden Der gute Wille Der in Berlin präsentierte Bericht des UNO-Klimarats enthält gute Nachrichten und kommt zu einem positiven Schluss: Die Lage ist kritisch, aber nicht hoffnungslos - vorausgesetzt der gute Wille ist vorhanden: Die Emission von Treibhausgasen muss drastisch reduziert werden. Das ist technisch möglich, wenn auch politisch schwer durchsetzbar. Der politisc...

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Nur noch zwei Jahre Hartz IV

Selbstständige sollen ein geringes Einkommen nach Vorstellungen der Bundesagentur für Arbeit (BA) nur noch für eine Übergangsfrist mit Hartz IV aufstocken dürfen. Das geht aus internen Vorschlägen hervor.

René Heilig

Kein Antrag gegen Emmich

Die Bundeswehr hat weiter Probleme mit ihren Vorbildern. In Hannover gibt es eine Emmich-Cambrai-Kaserne.

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ndPlusSebastian Haak

LINKE stellt schon mal den Fuß in die Tür

Die LINKE gibt sich sechs Monate vor der Landtagswahl in Thüringen siegessicher. So sehr, dass sie bereits ein achtsames Auge auf die Schlüsselpositionen der Landesverwaltung wirft.

Peter Nowak

Montagsdemos unter unklaren Vorzeichen

Montagsdemonstrationen machen einmal mehr von sich reden. Doch was wollen die Veranstalter? Die »Friedensbewegung 2014« findet keinen Beifall der traditionellen Friedensbewegung.

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Kaum noch Hoffnung für 268 Vermisste

Nach dem Untergang der südkoreanischen Fähre »Sewol« mit möglicherweise fast 300 Toten ist für den Kapitän ein Haftbefehl beantragt worden.

Irina Wolkowa, Moskau

Russland schuf die »Bedingungen«

Erwartungsgemäß drehten sich die meisten Fragen bei der großen Fernseh-Fragestunde des russischen Präsidenten Wladimir Putin am Donnerstag um die Krise in der Ukraine und den Umgang mit ihr.

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Der Maler mit der Schere

Schere, Papier und Heftzwecken waren das Werkzeug, mit dem Henri Matisse (1869-1954) in seiner letzten Schaffensphase einzigartige Scherenschnitte schuf. In Sekundenschnelle fuhr er mit der Schneiderschere durch das eingefärbte Papier: Bienenschwärme, Schwalben, Blumen und anziehende Frauenkörper in leuchtenden Farben und tanzenden Formen traten hervor. Mit der Ausstellung »Henri Matisse:...

ndPlusHarald Loch

Großartig und borniert

Im Jahr des Deutsch-Dänischen Krieges, am 21. April 1864, geboren und zwei Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges, am 14. Juni 1920 gestorben, hat Max Weber in der Tat »zwischen den Epochen« gelebt.

Uwe Stolzmann

Liebe, Leidenschaft, Gewalt

Es war Mitte der Achtziger, ein Montagmorgen an einer Universität nahe der Ostsee, als ich Merkwürdiges erlebte: Die Kommilitonen gingen seltsam aufgekratzt in die Vorlesung - und das nur wegen eines Buchs. Sie schwärmten, und sie zeigten Selbstgemaltes, Stammbäume der Protagonisten, an hellen Sonntagsstunden zu Papier gebracht. Verrückt. Was mochte das für ein Buch sein? Und was für ein Wunder...

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Für den lokalen Plattenladen

»Wichtiger als Weihnachten« - so bezeichnete die US-amerikanische »L.A. Times« den »Record Store Day« (RSD). Damit war jedoch weniger die religiöse Bedeutung des Tages gemeint als sein Stellenwert für den unabhängigen Tonträgerhandel - für den Plattenladen um die Ecke, der vielen schon als Relikt aus grauer Vorzeit erscheint. Mit laut Veranstaltern weltweit über 3000 teilnehmenden unabhän...

Mit Kühnheit

Die Regisseure Jean-Luc Godard, David Cronenberg, Ken Loach und Tommy Lee Jones können sich beim diesjährigen Filmfestival von Cannes Hoffnungen auf die begehrte Goldene Palme machen: Ihre Filme gehören zu den insgesamt 18 Werken, die im Mai im Hauptwettbewerb an der Côte d'Azur laufen werden, wie die Organisatoren am Donnerstag bekannt gaben. Der französische Regie-Großmeister Godard wir...

Zwickau ruft

Das sächsische Zwickau ist vom 16. bis 18. Mai Gastgeber für das »Festival der Reformation«. Gefeiert werde unter anderem mit einem Markttreiben vor historischer Kulisse zwischen Kornhaus, Katharinenkirche und Schloss Osterstein. Geplant seien an den drei Tagen mehr als 30 Veranstaltungen, darunter Gottesdienste und Konzerte sowie Stadtführungen und Sonderausstellungen zur Reformation. Eröffnet...

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Chinas Automarkt auf Wachstumskurs

Peking. Der chinesische Automarkt wird in diesem Jahr schätzungsweise mit rund neun bis elf Prozent wachsen. Vor Beginn der internationalen Automesse in Peking am Sonntag zeigten sich Experten am Freitag einig, dass die Konjunkturschwäche in der Volksrepublik dem größten Automarkt der Welt vorerst wenig anhaben könne. Der chinesische Wachstumsmarkt wird noch beflügelt durch Panikkäufe von Kunde...

Etappensieg für Fiskus in Steuerstreit

München. Im Streit um dubiose Cum-Ex-Aktiendeals hat die Finanzverwaltung einen Etappensieg vor dem Bundesfinanzhof (BFH) errungen. In dem am Mittwochabend entschiedenen Verfahren (Az.: I R 2/12) hatte eine Hamburger Beteiligungsgesellschaft mit dem Finanzamt Hamburg-Altona über den Anspruch auf Anrechnung von Kapitalertragsteuer gestritten. Der BFH entschied, dass die Beteiligungsgesellschaft ...

ndPlusHermannus Pfeiffer

Das Preisrätsel bei den Krabben

Ein Krabben-Kartell sprach die Preise ab - auf Kosten der Verbraucher und der Fischer. Nachdem es aufgeflogen ist, hat sich der Markt inzwischen wieder beruhigt.

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ndPlusUlf Zimmermann, Köln

Köln bestraft Kurzschlaf

Schon der Auftakt der Finalserie zwischen Köln und Ingolstadt bot alles, was das Eishockeyherz begehrt: einen offenen Schlagabtausch, Rangeleien und sechs Tore. Am Ende siegten clevere Kölner 4:2.

Stephan Fischer, Cottbus

Fünf Minuten reichen nicht

Nach dem 1:1 gegen St. Pauli ist Energie Cottbus immer noch nicht abgestiegen - Verein und Fans haben sich dennoch schon mit der Drittklassigkeit abgefunden.

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»Wir haben zwei Heimspiele«

Jennifer Zietz weiß, wie Turbine tickt. Seit fast 15 Jahren spielt die Rostockerin für Potsdam. Vor den Halbfinalspielen in der Champions League gegen den VfL Wolfsburg sprach Alexander Ludewig mit ihr.

Alexander Ludewig

Fluch und Segen der starken Liga

Turbine Potsdam empfängt am Sonnabend Wolfsburg zum Halbfinalhinspiel der Champions League. Der Titelverteidiger vom VfL reist mit der Last vergangener Erfolge an.

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Vermieter gegen Nazis

Mit speziellen Klauseln in ihren Gewerbe-Mietverträgen wollen sich zwei der größten Berliner Wohnungsbaugesellschaften gegen rechtsextreme Mieter wehren. Dazu haben am Donnerstag Vertreter der landeseigenen Gesellschaften degewo und »Stadt und Land« eine Kooperationsvereinbarung mit Integrationssenatorin Dilek Kolat und dem Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick, Oliver Igel (beide SPD), unt...

Einbruch beim 1. FC Union

Zwei maskierte Männer sind in die Geschäftsstelle des 1. FC Union Berlin Köpenick eingedrungen. Die Täter seien am Donnerstagabend in die Räume des Fußball-Zweitligisten eingebrochen, teilte die Polizei am Freitag mit. Ein Mitarbeiter des Wachschutzes bemerkte eine geöffnete Tür und sah zwei mit Sturmhauben maskierte Männer, die gerade fliehen wollten. Er verfolgte die beiden zunächst, gab aber...

ndPlusBernd Kammer

Wetten, dass ...

Er würde »nichts darauf verwetten, dass der neue Berliner Flughafen vor 2017 in Betrieb geht«, sagte der Vorsitzende des Bundestagsverkehrsausschusses, Martin Burkert (SPD), der Zeitung »Die Welt«. Was an dieser Meldung verwundert, ist die Vorstellung, dass überhaupt noch jemand in Erwägung zieht, irgendetwas auf den Flughafen zu wetten. Denn alles, was in Sachen BER mal als gegeben verkündet w...

Gericht stoppt Taxi-Service

Ein Taxibetrieb hat ein Verbot des Chauffeur-Dienstes Uber erwirkt. Er will die einstweilige Verfügung aber nicht vollstrecken, weil er hohe Schadenersatz-Forderungen fürchtet. Es ist der jüngste Zusammenstoß zwischen Uber und der Taxi-Branche nach ähnlichen Konflikten in mehreren US-Städten, Paris und Brüssel. Das Berliner Landgericht erließ in einem Eilverfahren eine einstweilige Verfüg...

Jonas Pentzien

Jenseits der »Coolnessgrenze«

Kleine Anfragen gibt es auch auf Bezirksebene - die Piratenfraktion Lichtenberg nutzte dieses Mittel nun, um den exakten Verlauf der vermeintlichen »Coolnessgrenze« ihres Bezirkes herauszufinden.

Sarah Liebigt

Sprechen Sie nach dem Signal

Parlamentarische Anfragen müssen beantwortet werden. Evrim Sommer forderte das Abgeordnetenhaus auf, dieser Pflicht auch nachzukommen, wenn es um Bundeswehreinsätze an Schulen geht.

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Ostern mit wasserfester Farbe

1981 war es am Karfreitag in Hamburg 9,5 Grad »warm«, in Dresden 6,3 Grad und in Augsburg 8,4 Grad. Der Karfreitag in diesem Jahr war, wie es der Deutsche Wetterdienst (DWD) in einer Rückschau trocken formuliert »in diesem kleinen Vergleich kein Ausreißer« und reihte sich also in die vergangenen Osterfeste (die etwa zur gleichen Zeit waren) ganz gut ein. An Ostern selbst muss vermutlich n...

Entscheidung zur Zukunft von Tagebau

In Brandenburg rückt die Entscheidung über die Erweiterung des Braunkohletagebaus näher. Die Landesregierung werde in der kommenden Woche mit Vattenfall eine Vereinbarung zur »künftigen Weiterführung« des Tagebaus Welzow-Süd unterzeichnen.

Steffi Bey

Musical im neuen Rathaushof

Der historische Rathaushof in der Altstadt Köpenick wird saniert. Die Arbeiten beginnen in diesen Tagen, kündigt Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) an.

ndPlusWilfried Neiße

Kein Gleichstand häuslicher Gewalt

Obwohl es auch häusliche Gewalt gegen Männer gibt, unterscheiden sich solche Fälle deutlich von der Gewalttaten, die Frauen durch prügelnde Ehemänner erleiden.

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Kutschaty gegen Kostenfallen

Düsseldorf. Vermeintliche Gratis-Apps für Kinder kommen Eltern oft teuer zu stehen - Nordrhein-Westfalens Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) verlangt nun, solche Kostenfallen im Internet zu beseitigen. Die Hersteller hätten nun eine letzte Chance, schnellstens freiwillig für völlige Kostentransparenz beim Herunterladen von Apps zu sorgen, warnte der Minister. Andernfalls werde er auf eine bu...

Westprodukte für DDR-Bürger

Vor 40 Jahren erlaubte die DDR-Führung ihren Bürgern erstmals, im Intershop einkaufen zu gehen. Der Wirtschaftswissenschaftler Matthias Judt befasste sich mit den Hintergründen der Entscheidung. Mit ihm sprach Heidrun Böger.

Feuerlöscher als Wasserwerfer

Egal ob auf den Rängen von Fußballstationen oder bei anderen Demonstrationen angeblicher Macht oder Ohnmacht - immer wieder wird Pyrotechnik eingesetzt. Und die ist - 1000 Grad heiß - wahrlich mehr als nur ein Spaß am Vergnügen.

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Vom braven Parteifunk zum Rebellen

Die Journalistin Marion Brasch kam 1987 zum DDR-Jugendsender DT64. Nicht einmal zwei Jahre später wurde aus dem braven Programm eine potenzielle Gefahr für den Staat - laut MfS. Mit Brasch sprach Robert D. Meyer.

ndPlusAngela Dietz, Lüneburg

Ein Leben zwischen Lüneburg und Afrika

Der Zimmerermeister Tillman Kiehn wohnt in Lüneburg - ein Jahr lang lebte er in einem afrikanischen Dorf und baute dort ein Ausbildungszentrum auf. Jetzt ist er wieder dort gemeinsam mit seiner Familie.

Schnellrakete und Edelflieger

Wieder bietet sie, was man von ihr erwartet und wofür man sie liebt - nur jedes Mal ein bisschen besser. Um Liebe dreht sich »Love!«, das neue Programm von Gayle Tufts, und damit setzt sie erneut das Tipi in Brand. Symbolisch freilich, in den Herzen ihrer Fans. Dass nahezu alle Songtexte aus ihrer Feder stammen, verrät die Expertin in Sachen Liebe und die wache Beobachterin des Zeitgeschehens. ...

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Tom Strohschneider

Sieben Tage, sieben Sünden

Sie mögen sich wundern, was eine linke Tageszeitung mit Sünden zu schaffen hat? Das haben wir uns auch gefragt - ein Wochen-nd über Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid, Faulheit und andere Laster.

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ndPlusIngolf Bossenz

Todsünden sind keine Zwerge - aber sieben

Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid, Faulheit sind die sieben Todsünden. Papst Gregor I. hat sie im 6. Jahrhundert katholisch katalogisiert. Aber wofür sollen die Höllenqualen gelitten werden?

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ndPlusTom Strohschneider

Geraubter Lebens-Sinn

Erwerbslose sind faul, gucken Unterschichten-TV und geben die Stütze für Zigaretten, Dosenbier sowie riesige Flachbildfernseher aus. Vorurteile über Menschen, die schon länger keiner Lohnarbeit nachgehen.

Martin Hatzius

Sünder, such dir einen Job!

Lang ist es her. Die windigen Geschäfte von Lemann Brothers liefen prächtig, die Türme des World Trade Center ragten stolz in den Himmel von Lower Manhattan, und »Hartz IV« war in Deutschland noch gar kein Begriff. Da zitierte die »Bild«-Zeitung den sozialdemokratischen Bundeskanzler Gerhard Schröder mit den Worten: »Es gibt kein Recht auf Faulheit in dieser Gesellschaft.« Man schrieb den 6. Ap...

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Sarah Liebigt

Lustmolch und Lästerzungen: Luxuria 2.0

Wir gucken Sex, wir lesen Sex, wir kaufen Sex: Ein Drittel des globalen Datenverkehrs im Internet ist pornografischen Ursprungs. Schätzungen zufolge bieten fast 400 Millionen Webseiten pornografische Inhalte.

Leiden nach dem Höhepunkt

Die sinnliche, sexuelle Begierde, die den Körper beherrscht wie ein Orkan, ist nicht immer mit überwältigenden Emotionen verbunden. Über zwanghafte Hypersexualität sprach »nd« mit Sexualmediziner Hartmut Bosinski.

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ndPlusRainer Balcerowiak

Gelage auf den Barrikaden

Das Strickmuster ist einfach: Gutes Essen und Trinken = bourgeois; schlechtes = proletarisch bzw. revolutionär. Dabei macht doch jede Revolte nur Sinn, wenn sie bessere Lebensverhältnisse für alle zum Ziel hat.

Velten Schäfer

Dauerläufer und Beichtstühle

Geiz? Ist doch längst »geil«. Habgier? Eine immaterielle Produktivkraft! Luxus? Lohn der »Leistungsträger«. Hochmut? Währung für Talkshowgäste. In der säkularen Gesellschaft scheinen die christlichen Todsünden ausgedient zu haben.

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ndPlusSimon Poelchau

Triebfeder des Kapitalismus

Leonardo DiCaprio ist süchtig. Er spielt in Martin Scorseses neuestem Film »The Wolf of Wall Street« den kriminellen Aktienhändler Jordan Belfort. Egal ob Kokain, Pot, Morphium oder Quaaludes - DiCaprio alias Belfort wirft sich andauernd und maßlos Drogen ein. Doch eine ist die wichtigste für ihn. Schon am ersten Tag an der Wall Street wird er süchtig nach ihr, er kann selbst dann nicht von ihr...

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Velten Schäfer

Göttliches Wutmonopol

In der stoischen Lesart ist Wut unschön und gefährlich - dass sie aber böse sein soll, ist eine Erfindung des Christentums. Was dem Menschen Todsünde ist, gehört zu Gottes Wesen. Denn er ist zornig!

ndPlusKathrin Zinkant

Gerunzelte Stirn, aufgerissene Augen

Eines lässt sich immerhin sagen: Wenn es gut läuft, dann ist in den Frontallappen Schluss. Denn die vorderen zwei Stückchen des menschlichen Großhirns bilden eine Art Kontrollstation, durch die Gefühle und Impulse wie der Zorn erst einmal hindurch müssen, bevor der Mensch sie dann vielleicht herauslässt. Falls die Frontallappen ihr O.k. geben. Nachdem sie neuronal geprüft, hin und her gewendet ...

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Uwe Kalbe

Zum Frühstück einen Hölderlin

Dem Stolz aufs Vaterland ist er abhold, der deutsche Linke. Mit Vorliebe zitiert er bei Gelegenheit einen konservativen Sozialdemokraten, Gustav Heinemann. »Ach was, ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau«, hatte der Bundesjustizminister und spätere Präsident 1969 zum Thema Vaterland gesagt. Seitdem kriegt die Linke das nicht aus ihrem Kopf, immer, wenn die Rede auf das V-Wort kommt. ...

Sarah Liebigt

Wer, wenn nicht ich

Klaus Wowereit ist seit 13 Jahren und ein paar Monaten Berlins oberster Regierungschef. Und zweifelsfrei ein schwer beschäftigter Mann. Derzeit werden Unterschriften gesammelt, um eine Neuwahl des Parlaments zu erzwingen.

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ndPlusGrit Gernhardt

Im Netzwerk des Neides

Wie Studien zeigen, lässt die Interaktion mit anderen Menschen die Netzwerknutzer nicht zufriedener werden - im Gegenteil. Neid ist allgegenwärtig, er ist der Treibstoff, der die Netzwerke am Laufen hält.

»Wenn der so damit rumfuchtelt ...«

Weihnachtsgeschenke, bessere Noten, der ältere Bruder, der nicht mehr zur Schule muss, die Freundin, die um die Welt reist: Was ist Neid in Kindsköpfen? Was macht man, wenn man neidisch ist auf jemanden? Gesprächh mit sieben Kindern.

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Champagner? Klassenverrat!

Barmherzigkeit »Magst du keine Bäume!?« Die junge Frau guckt mit großen Kulleraugen, ihre ausgestreckte Hand mit dem Klemmbrett sinkt langsam herab. Wenn man nicht sofort unterschreibt, um irgendwem monatlich 65 Euro zu spenden, bricht sie in Tränen aus. Weil man keine Bäume mag und keine Pandas und den Regenwald schon gar nicht. Ähnlich gucken Volxküchenköche, wenn man ihren fairen Brei a...

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Waldtraut Lewin

Gula und ihre Schwestern

Gula besucht die Stadt. Freudige Erregung überall. Denn man erwartet von ihr, zumal sie mit Gefolge kommt, einen unerhörten Aufschwung der Wirtschaft, vor allem auf dem Lebensmittelsektor. Jedoch auch darüber hinaus. Wie immer erscheint sie umgeben von ihren sechs Schwestern. Keine von ihnen kann letztlich für sich allein bestehen. Sie sind gekleidet in feinstes Schwarz, wie sie dah...

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ndPlusKarin Mußmann, Kleinwanzleben

Oma am Schlagzeug

An einem Tag im Frühjahr 2009 fuhr ich zu einer Lehrerfortbildung, ohne besondere Vorfreude und schon gar nicht mit irgendwelchen angenehmen Erwartungen. Im Gegenteil: Das Thema empfand ich für eine erfahrene Musiklehrerin als eine Provokation. Es sollten nämlich Unterrichtseinheiten vorgestellt werden, mit denen es möglich ist, während des ganz normalen Schulunterrichts allen Kindern ein Instr...

Geschichten von Lesern für Leser
ndPlusHeidi Diehl

Geschichten von Lesern für Leser

Kaum war der nd-Lesergeschichten-Wettbewerb vorbei, fragten in jedem Jahr viele, ob man nicht die schönsten Geschichten in Form eines Buches veröffentlichen könnte. Seit einigen Wochen nun liegt es vor, ein Band voller Erinnerungen an elf Wettbewerbe voller toller Geschichten. Auf 256 Seiten sind die jeweils zehn schönsten, lustigsten, bewegendsten gedruckt, die seit 2004 an den Abschlussabende...

Heidi Diehl

Rendezvous mit den Göttern

Einst lebten auf der heutigen Halbinsel Chalkidiki die Giganten, die Feinde der Götter. Poseidon, der Meeresgott, nahm den Kampf mit ihnen auf, doch leider verlor er dabei seinen Dreizack. So entstand die griechische Halbinsel Chalkidiki südöstlich von Thessaloniki - so jedenfalls erzählt es die Legende. Mit einem bisschen Fantasie lässt sich bei einem Blick auf die Landkarte Poseidons Dreizack...

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ndPlusNicolas van Ryk

Bilder ohne Anstand

Drei Mal anklopfen hilft. Rascheln, Geklapper, ein Schlüssel dreht sich im Schloss. Dann geht die Holztür im Portal der Klosterkirche von Santo Domingo el Antiguo in der Altstadt von Toledo auf. Eine süß lächelnde Nonne öffnet. Die Barockkirche hat einen großen Altar und zwei Seitenaltäre des Malers El Greco. Im Keller der Kirche unter dem Hauptschiff befindet sich ein Zinksarg. Das ist die Gra...