18. Marx Herbstschule. Aspekte einer Kritik des Staates bei Marx
Freitag, 24.10. – Sonntag, 26.10.2025
Die Marx Herbstschule (MHS) 2025 widmet sich einem Thema, dessen Behandlung in der MHS schon lange im Raum stand: der Kritik des Staates bei Marx. Diese Kritik wurde bereits in den Marx Frühjahrsschulen behandelt, die sich mit einer marxistischen Rechtskritik beschäftigten – aber der Staat selbst war noch nicht eigenständiges Thema einer MHS. Der Hauptgrund ist, dass es bei Marx keine ausgearbeitete Theorie oder Kritik des Staates gibt. Er hat sich in verschiedenen Phasen in ganz unterschiedlichen Texten zwar mit Aspekten des Staates beschäftigt, ist aber nicht zu einer eigenständigen Ausarbeitung gekommen.
Es gibt Aussagen von Marx zur Spaltung der bürgerlichen Gesellschaft in Citoyen und Bourgeois, also in Staatsbürger und Privatmensch, zur Frage der Übernahme oder der Abschaffung der Staatsmacht und zur Rolle des Staates für die kapitalistische Ökonomie. Es gibt eine Kritik der bürgerlichen Ideale und ihrer philosophischen Selbstvergewisserung, und es gibt auch eine Kritik an den reformistischen Hoffnungen und Illusionen in der Arbeiter_innenbewegung und in ihren Organisationen und Parteien.
Wir haben uns daher entschieden, aus einschlägigen Texten diejenigen Passagen zu lesen und zu diskutieren, in denen solche Aspekte einer Kritik des bürgerlichen Staates hervortreten. Im Mittelpunkt wird die Schrift Kritik des Gothaer Programms von 1875 stehen, die dieses Jahr 150 Jahre alt wird und in der Marx bestimmte Illusionen in der Politik der damaligen Arbeiterpartei kritisiert. Daneben lesen wir einen Abschnitt aus Der Bürgerkrieg in Frankreich von 1871, in dem Marx die Pariser Kommune und ihren Kampf gegen die Staatsmacht analysiert, sowie Passagen aus dem Kapital Bd. 1, in denen es um die Bedeutung des Staates für die kapitalistische Ökonomie geht. Es stehen damit Schriften des „späten Marx“ im Mittelpunkt. Diese späten Schriften nach dem Kapital haben in jüngster Zeit verstärkt Aufmerksamkeit erfahren, weil sich Marx hier anscheinend neuen Fragen zuwendet: Ökologie, Kolonialismus und auch des Übergangs von der kapitalistischen in die sozialistische Gesellschaft – und mithin der Frage nach der Rolle des Staates.
Im Rahmenprogramm wird Alex Demirović, der jüngst Marx als Demokrat oder: Das Ende der Politik veröffentlicht hat, Marx als Demokraten wie auch als Kritiker der Demokratie vorstellen.
Und in der Abschlussveranstaltung am Sonntag wird es um die Kritik des Staates sowie am Staatsverständis bei Marx und im Marxismus aus der Sicht der schärfsten Kritikerin des Staates gehen, jener des Anarchismus.
Mit den Teamer*innen: Dimitra Alifieraki, Ozeni Athanasiadou, Valeria Bruschi, Johanna Dankers, Anneli Echterhoff, Frank Engster, Christian Frings, Ehrenfried Galander, Thomas Gehrig, Tatjana Gossen, André Kistner, Christian Meyer, Nadja Rakowitz, Bafta Sarbo, Christian Schmidt, Robert Standfest, Jenny Simon, Matthias Ubl, Birgit Ziener.
Programm
Freitag, 24.10.
17 – 18:30 Uhr: Vorstellung des Readers und Einführung ins Thema
19 – 21 Uhr: 1. AG-Phase
Samstag, 25.10.
10 – 13 Uhr: 2. AG-Phase
13 – 14 Uhr: Mittagessen
14 – 17 Uhr: 3. AG-Phase
19 – 21 Uhr: Alex Demirović: „Marx als Demokrat oder: Das Ende der Politik“
Karl Marx kritisierte die liberale Demokratie als Form der Herrschaft der Bourgeoisie und war zugleich radikaler Verfechter demokratischer Selbstbestimmung. Damit brachte er die grundlegende Ambivalenz der Demokratie auf den Punkt: In ihrem Namen wird Herrschaft ausgeübt und zurückgewiesen. Marx vollzieht diese Ambivalenz in seinem Denken selbst nach – historisch wie theoretisch: Er demonstriert die historischen Begrenzungen demokratischer Konzepte und Praxis und deren zukünftige Möglichkeiten bis zur äußersten Entfaltung. Für ihn gehört in eine radikale Perspektive der Emanzipation auch, dass der Begriff der Demokratie sich selbst historisch überflüssig macht. Alex Demirović zeigt, wie sich Karl Marx’ Verständnis von Demokratie vor dem Hintergrund politischer Enttäuschungen und Analysen im Lauf der Zeit verändert hat. Es sind vor allem Marx’ grundlegende Überlegungen zum Kapital und zur Stellung von Freiheit und Gleichheit, die sein Verständnis von Demokratie geprägt haben.
Sonntag, 26.10.
9 – 11 Uhr: Lesekreis für Frühaufsteher_innen
11 Uhr: Zur Staatskritik des Anarchismus
Eintritt: 15,00 € / ermäßigt: 10,00 € (inkl. Verpflegung)
Eintritt Abendveranstaltung und Vortrag am Sonntag: 2,00 € (entfällt für Teilnehmer_innen der Herbstschule)
Ort: Seminarräume der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Platz der Pariser Kommune 8A, 10243 Berlin (beim Ostbahnhof)
Mehr Infos und Reader: www.marxherbstschule.net
Die 18. Marx-Herbstschule ist eine Kooperationsveranstaltung von Helle Panke e.V., der Rosa Luxemburg Stiftung, dem Berliner Verein zur Förderung der MEGA-Edition e.V. Mit freundlicher Untertsützung von der Zeitschrift OXI. Wirtschaft anders denken und dem Karl Dietz Verlag Berlin.
Kosten: 15.- / erm. 10.-
Anmeldung erforderlich