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Zwischen gestern und morgen – (Post-)Wachstumsutopien von Robert Havemann bis Elon Musk

Auf den Spuren des DDR-Dissidenten Robert Havemann, der im Hausarrest in Grünheide bei Berlin die wachstumskritische Utopie „Morgen. Die Industriegesellschaft am Scheideweg“ (1980) verfasste, stößt man heute frappierenderweise auf die „Gigafactory“ des Tech-Milliardärs Elon Musk. In ihrer krassen Gegensätzlichkeit stehen diese beiden Figuren für konfligierende (Post)Wachstumsvisionen zwischen rechts und links, Technokratie und dezentralen Graswurzelstrukturen.

Seit der Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome 1973 für Konsternation in beiden Lagern des Kalten Krieges sorgte, wird über das Verhältnis von sozialem und technischem Fortschritt und materiellem Wohlstand immer heftiger debattiert. Ausgerechnet im „postindustriellen Zeitalter“ erlebt die Wachstumsideologie – aber auch deren Kritik – mit dem Aufstieg des Big Tech eine Hochkonjunktur. So zeigte etwa Shoshanna Zuboff 2018 in „Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus“ auf, wie der kapitalistische Wachstumszwang auf immer mehr Lebensbereiche übergreift – angesichts schwindender Rohstoffe wird sogar „der Stoff der menschlichen Natur“ in digitaler Form extrahiert und verwertet.

Im Zukunftsrausch des Silicon Valley entstehen technologische Visionen – von accellerationism bis hin zum fully automated luxury communism – die im Namen des „Fortschritts“ rechte und linke Impulse durcheinanderwirbeln. Dafür steht exemplarisch Elon Musk: Der einstige Hoffnungsträger des „grünen Wachstums“ vertritt inzwischen eine unverhohlen eugenische Ideologie in der Tradition seines Großvaters Joshua Haldemann, Gründer der Bewegung „Technocracy, Inc.“.

Diesen und weiteren „Paradoxien des Fortschritts“ spürt die Autorin Isabel Fargo Cole in ihrem neuen Essayband „Das Zenonzän“ (Edition Nautilus) nach.

Referentin: Isabel Fargo Cole (*1973 in Galena, Illinois), Autorin und Übersetzerin, lebt seit 1995 in Berlin. Ihr Debütroman „Die grüne Grenze“ (Edition Nautilus, 2017) war für den Preis der Leipziger Buchmesse und den Klaus-Michael Kühne-Preis nominiert. 2018 erhielt sie den Helen & Kurt Wolff Übersetzerpreis für ihre Übersetzung von Wolfgang Hilbigs „Alte Abdeckerei“ ins Englische. 2019 erschien der Roman „Das Gift der Biene“ (Edition Nautilus), 2022 „Die Goldküste. Eine Irrfahrt“ (Matthes & Seitz). 2023 wurde ihr der Literaturpreis der A und A Kulturstiftung verliehen.

Im Gespräch: Alexander Amberger, Politikwissenschaftter, hat in „Bahro – Harich – Havemann. Marxistische Systemkritik und politische Utopie in der DDR“ (2014) das Denken dreier wegweisender DDR-Wachstumskritiker erforscht.

Moderation: Falko Schmieder

 



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20. Oktober 2025 19:00 bis 21:00 Uhr
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