Werbung

Doch keine israelischen Bodentruppen in Gaza

Israelische Luftwaffe greift Tunnelsystem an / Erneut dutzende Raketen auf Israel abgefeuert - auch drei aus dem Libanon nahe eines Flüchtlingslagers

  • Lesedauer: 3 Min.

Tel Aviv. Das israelische Militär hat Details zu seiner jüngsten Verschärfung der Angriffe im Gaza-Konflikt genannt. Wie ein Sprecher der Armee am Freitagmorgen sagte, starteten in der Nacht 160 »Luftfahrzeuge« von zwölf Geschwadern. Ihr Einsatz dauerte demnach rund 40 Minuten. Kein israelischer Soldat habe den Gazastreifen betreten.

Ziel des komplexen Angriffs sei ein Tunnelsystem der Hamas in dem Küstengebiet gewesen. Es werde »Metro« genannt. Dabei handele es sich um eine Art »Stadt unter der Stadt«. Die Hamas habe Jahre in den Bau des Tunnelsystems investiert. Der Grad der Zerstörung sei noch unklar. Zur Unterstützung feuerten unter anderem Panzer von israelischer Seite auf Ziele im Gazastreifen.

Das israelische Fernsehen hatte zuvor von massiven Angriffen der Luftwaffe sowie der Artillerie und Panzertruppen auf den Küstenstreifen berichtet. Die Armee erklärte zunächst: »Luft- und Bodentruppen greifen gegenwärtig im Gazastreifen an.« Anschließend gab es Berichte, wonach Bodentruppen in den Gazastreifen vorgedrungen seien. Im Gazastreifen seien »keine Soldaten«, teilte die Armee anschließend in der Nacht zum Freitag mit. Entsprechende vorherige Angaben seien auf ein internes Kommunikationsproblem zurückzuführen, erläuterte ein Armeesprecher diese »Klarstellung«. Der Armeesprecher entschuldigte sich für Fehlkommunikation.

Über der dicht besiedelten Stadt Gaza stiegen in der Nacht Feuerbälle auf, wie AFP-Reporter berichteten. Aus dem Gazastreifen wurden erneut Dutzende Raketen auf die südisraelischen Küstenstädte Aschdod und Aschkelon sowie in die Umgebung des Ben-Gurion-Flughafens von Tel Aviv abgefeuert.

Zudem seien aus dem Süden des Nachbarlandes Libanon drei Raketen auf Israel abgefeuert worden, teilte die israelische Armee mit. Eine Quelle aus dem Umfeld der Hisbollah versicherte, die schiitische Miliz habe nichts damit zu tun. Aus libanesischen Militärkreisen hieß es, die Geschosse seien unweit eines palästinensischen Flüchtlingslagers abgeschossen worden.

Vor allem im Umkreis des Gazastreifens ertönten am Morgen immer wieder Raketen-Warnsirenen. Nach Polizeiangaben wurde ein Haus in der Stadt Aschkelon von einer Rakete getroffen. Israelis in Grenzorten, die bis zu vier Kilometer entfernt vom Gazastreifen leben, wurden nachts aufgerufen, sich bis auf Weiteres in Schutzräume zu begeben.

Militante Palästinenser im Gazastreifen haben nach Angaben des israelischen Militärs bislang 1800 Raketen auf Israel abgefeuert. Rund 430 davon seien noch in dem Küstengebiet niedergegangen, sagte Sprecher Jonathan Conricus am Freitagmorgen. Die Erfolgsquote des Abfangsystems Eisenkuppel (»Iron Dome«) hat das Militär zuletzt im Schnitt mit rund 90 Prozent angegeben.

Lesen Sie auch: Verlässliche Ansprechpartner fehlen - Israel und Hamas liefern sich einen Krieg mit Raketen und Bomben - Regierungen unfähig zu entscheiden

Israel macht die im Gazastreifen herrschende, islamistische Hamas für alle Angriffe aus dem Gazastreifen verantwortlich. Die Palästinensergruppe wird von Israel und der EU als Terrororganisation eingestuft. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurden seit Beginn der Eskalation des Konflikts 109 Menschen getötet und 621 weitere verletzt. Wie die Armee mitteilte, wurden in Israel durch Beschuss bisher acht Menschen getötet. Agenturen/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal