- Berlin
- Mobilität
Vorrang für Menschen mit Behinderungen
Landesbeauftragte fordert vor Mobilitätsgipfel bessere Teilhabe an Mobilität
Der Erfolg des 9-Euro-Tickets hat gerade für Menschen mit Behinderungen enorme Beeinträchtigungen verursacht: »Während der Geltungsdauer des 9-Euro-Tickets haben mir immer wieder Menschen mit Behinderungen von Problemen berichtet«, sagt Christine Braunert-Rümenapf, Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen. Insbesondere als Rollstuhl- oder Rollatorennutzer*innen hätten sie kaum Platz in den Verkehrsmitteln gefunden.
Anlässlich der am 12. und 13. Oktober stattfindenden Verkehrsministerkonferenz hat sich die Landesbeauftragte daher in einem offenen Brief an die Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, Bettina Jarasch (Grüne), gewandt. Darin fordert sie, bei Nachfolgelösungen für das 9-Euro-Ticket die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an Mobilität besser zu gewährleisten. Mit der Förderung des ÖPNV müssten der schnellere Ausbau der barrierefreien Infrastruktur einhergehen sowie unmittelbar Maßnahmen ergriffen werden, welche die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an Mobilität gewährleisten.
Sie habe Jarasch eine Reihe von Vorschlägen auch kurzfristig zu ergreifender Maßnahmen übermittelt, teilte Braunert-Rümenapf mit, und die Senatorin überdies gebeten, sich bei den Verhandlungen mit Bund und Ländern für die Rechte von Menschen mit Behinderungen beim Ausbau des ÖPNV einzusetzen. Im Land Berlin müsse vor diesem Hintergrund ein wirksames Maßnahmenpaket erarbeitet werden.
»Für sinnvoll halte ich neben dem Ausbau der barrierefreien Infrastruktur kurzfristig unter anderem die Ausweisung bestimmter Vorrangbereiche für Fahrgäste mit Behinderungen, eine Kampagne zur Bewusstseinsbildung und die personelle Aufstockung von Begleitdiensten«, sagt Christine Braunert-Rümenapf. Auch das Beschwerdemanagement für Menschen mit Behinderungen müsse verbessert und ebenso ein niedrigschwellig zugänglicher Service ermöglicht werden. Braunert-Rümenapf wünscht sich überdies bessere Schulungen des zuständigen Personals.
Im Sinne des Partizipationsgebots der UN-Behindertenrechtskonvention und des Landesgleichberechtigungsgesetzes (LGBG) sollten die Maßnahmen gemeinsam mit den Interessenvertretungen von Menschen mit Behinderungen erarbeitet werden.
Christiane Braunert-Rümenapf ist seit 2017 Beauftragte für Menschen mit Behinderungen des Landes Berlin. Im Gespräch mit »nd« hatte sie erklärt, das Personenbeförderungsgesetz des ÖPNV biete an sich eine gute rechtliche Grundlage, um die Interessen von Menschen mit Behinderungen in Bezug auf Mobilität zu vertreten.
Schwieriger sei es bei der S-Bahn, deren Zuständigkeit bei unterschiedlichen Unternehmensbereichen der Deutschen Bahn läge. Die Barrierefreiheit, vor allem an vielen S-Bahnhöfen, lasse hier deutlich zu wünschen übrig.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!