Heizen wurde im Winter zu einer Frage des Geldes

Die teuren Preise sorgten vergangenes Jahr für einen gesunkenen Strom- und Gasverbrauch

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Kurz vor Weihnachten bedankte sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck noch einmal bei den Menschen im Lande: Die Bürgerinnen und Bürger »sparen wirklich Gas« und viele heizten nicht mehr so wie im vergangenen Jahr, sagte der Grünen-Politiker in einem Interview. Dafür wolle er Danke sagen. Und in der Tat haben die Menschen offenbar weniger Strom und Gas verbraucht. Beim Erdgas waren es im Schnitt 21, bei der Elektrizität 12 Prozent. Die Frage ist nur, ob es tatsächlich ein patriotischer Akt war, wie es manch eine*r Politiker*in gerne hätte.

Wer diesen Winter zu Gast in fremden Wohnungen und Häusern war, konnte Zeug*in feiner Unterschiede werden: wer noch richtig heizte und wer nicht. Dabei konnte der Eindruck entstehen, dass die Raumtemperatur vom Kontostand der Gastgeber*innen abhing, dass das Heizen zu einer Klassenfrage geworden ist. Schließlich sind im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine die Erdgaspreise im vergangenen Jahr explodiert. Vor einer Gasmangellage wurde zuweilen gewarnt. Die Bundesregierung befeuerte zudem wochenlang die Ängste vor unbezahlbaren Heizrechnungen, indem sie zunächst auf eine Gasumlage setzte, um strauchelnden Energieunternehmen auf Kosten der Verbraucher*innen unter die Arme zu greifen.

Zwar nahm die Ampel-Koalition – wohl auch aus Angst vor Sozialprotesten – Abstand von ihrem Plan und führte dafür Preisbremsen für Gas und Strom ein. Dennoch sind die Preise für Haushaltsenergie im vergangenen Jahr massiv gestiegen. Erdgas war für die privaten Haushalte 64,8 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, Strom 20,1 Prozent. Energiesparen ist dadurch zu einer Frage des Geldes geworden – nicht der politischen Einstellung.

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