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Brandenburg: Bedarf an Biofleisch überfordert Bauern
Brandenburger Bio-Marktbericht vorgelegt
Brandenburgs Bauern produzierten im vergangenen Jahr 4058 Tonnen Bio-Rindfleisch. Die privaten Haushalte in Brandenburg und Berlin kauften aber nur 1809 Tonnen und insgesamt wurden 2722 Tonnen verbraucht. Es wurde also ein Überschuss erzeugt. Anders sieht es beim Bio-Schweinefleisch aus. Nur 423 Tonnen können die Landwirte anbieten. Der Bedarf in der Hauptstadtregion ist zehnmal höher. Beim Bio-Geflügelfleisch könnte die Erzeugung auf 1900 Tonnen verdreifacht werden, um den Bedarf zu befriedigen.
Das steht im zweiten Brandenburger Bio-Marktbericht, den Agrarminister Axel Vogel (Grüne) am Montag vorstellte. Es gehe nicht nur darum, immer mehr Hektar auf Biolandbau umzustellen. »Nachhaltig ist es nur, wenn der Umsatz stimmt«, sagte Vogel. Und er präzisierte: »Allein die Verkaufserlöse sagen noch nichts darüber aus, ob es sich für die Erzeuger lohnt.«
»Flächenwachstum ist schön, aber nicht identisch mit regionalem Verbrauch«, bestätigte Elke Röder von der Großhandelsfirma Terra Naturkost. Brandenburger Landwirte seien gezwungen, ihre Erzeugnisse bis nach Nordrhein-Westfalen zu schicken, von wo sie dann verpackt zurück in die Geschäfte kommen. Das sei weder effizient noch nachhaltig, bedauerte Röder. In Brandenburg fehlen für die Verarbeitung noch Kapazitäten. Die langen Transportwege machen die Produkte teurer. Dabei gehe der Trend in den Bioläden wie im Lebensmittelhandel insgesamt seit Anfang 2022 zu günstigen Angeboten und zu billiger Aktionsware, berichtete Röder. Energie und Lebensmittel sind teuer geworden. Viele Kunden sind deswegen gezwungen, bei ihren Einkäufen zu sparen.
Nichtsdestotrotz halten zwei Drittel der für den Bio-Marktbericht befragten Fachleute ein starkes Wachstum der Bio-Produktion in Brandenburg bis zum Jahr 2030 für prinzipiell möglich. Beim Ackerbau sei das Potenzial groß, bei der Tierproduktion allerdings begrenzt. Beim Bio-Getreide produziert Brandenburg jetzt schon einen Überschuss von rund 25 000 Tonnen, der in der Region nicht verbraucht werden kann und exportiert wird. 21 500 Tonnen Überschuss entfallen auf den Roggen.
2000 Tonnen Bio-Frischobst wurden im Jahr 2022 im Bundesland geerntet. Gekauft haben die Berliner und Brandenburger 29 000 Tonnen. Dieser große Bedarf lässt sich allein aus der Region nicht befriedigen. Nur 2000 Tonnen mehr könnte Brandenburg zusätzlich liefern. Frischkartoffeln liefern die Bauern 5000 Tonnen und könnten die Menge verdoppeln. Gekauft werden aber knapp 16 000 Tonnen.
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