Polarisieren für den Zionismus

Das Landgericht Berlin ist der Ansicht, dass die Konvertitin Mirna Funk Jüdin ist

In der Kritik an Fabian Wolff bedient sich Funk eines Vokabulars, das sie bei ihrer eigenen Biografie nicht toleriert.
In der Kritik an Fabian Wolff bedient sich Funk eines Vokabulars, das sie bei ihrer eigenen Biografie nicht toleriert.

Regeln brechen ist ein Markenzeichen von Mirna Funk. Die 1981 geborene Ostberlinerin polarisiert in Büchern, Artikeln und einem Podcast gegen emanzipatorische Bewegungen und legitime Kritik an der israelischen Regierung, die sie als »Schwachsinn« von Menschen »mit Melonen-Kippas« bezeichnet. Zuerst bei der »Zeit«, dann auch bei rechten und konservativen Leitmedien schreibt Funk außerdem über Ausprägungen des Judentums – in der Kunst, beim Sex oder im israelischen Militär. Damit will Funk das Dreieck, über das Juden aus ihrer Sicht oft definiert werden, durchbrechen: Antisemitismus, Krieg, Holocaust.

Aus dieser Mixtur speisen sich aber auch Funks Texte, darunter zu dem Autor Fabian Wolff, nachdem dieser letztes Jahr öffentlich gemacht hatte, dass er angeblich jahrelang irrtümlich annahm, Jude zu sein. Wolff sei ein Hochstapler und habe sich eine jüdische Identität erfunden, um Antizionismus in Deutschland salonfähig zu machen, so der Vorwurf von Funk, die sich selbst als Zionistin bezeichnet.

Nach dem Religionsgesetz war die Zugehörigkeit zum Judentum aber auch bei ihr nicht eindeutig, da sie einen jüdischen Vater und eine nichtjüdische Mutter hat. Funk konvertierte deshalb und beschreibt diese »Reise zu ihrem wahren Ich« in einem Essay.

Im Februar hatte die in den USA lebende jüdische Autorin Deborah Feldman in sozialen Medien das Jüdischsein von Funk trotzdem infrage gestellt. Dagegen hat Funk Klage eingereicht, das Berliner Landgericht gab ihr nun Recht, wie die »Jüdische Allgemeine« berichtet. Unter Androhung von Ordnungshaft muss Feldman die Behauptung »Die Frau ist eine einzige Lüge« künftig unterlassen.

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