Verfassungsschutz hat weiter 25 Linken-Abgeordnete im Visier

Bericht über Geheimdienst-Dossier: Ziel »solidarische Gesellschaft« gilt schon als »extremistisch«

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (nd). Der Verfassungsschutz beobachtet weiterhin mindestens 25 Bundestagsabgeordnete der Linkspartei. Das berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf ein vertrauliches Dossier des Bundesamts zur „Neuausrichtung der Beobachtungspraxis“. Danach verdächtigt der Geheimdienst die Parlamentarier, einem der „offen extremistischen Zusammenschlüsse“ der Partei anzugehören - weshalb sie weiter beobachtet würden.

Als solche Zusammenschlüsse sieht der Verfassungsschutz neben den Parteiströmungen Antikapitalistische und Sozialistische Linke etwa auch das Solidaritätsnetzwerk Cuba Sí an. Als Anhaltspunkte für „extremistische“ Bestrebungen gelten laut dem Dossier bereits Bündnisse mit außerparlamentarischen Bewegungen und Forderungen nach einer Verstaatlichung von Versorgungskonzernen. Eine solche wird sogar vom Grundgesetz ausdrücklich als Möglichkeit vorgesehen. In Artikel 15 heißt es, "Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung (...) in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden". Auch das Ziel, „eine „solidarische Gesellschaft jenseits des Kapitalismus“ aufzubauen, gelte als antidemokratisch, berichtet der „Spiegel“ aus dem Geheimdienst-Dossier.

Damit geht die systematische Überwachung von Linken-Abgeordneten trotz der parteiübergreifenden Kritik weiter. Nach dem Bekanntwerden der Beobachtung zahlreicher Parlamentarier der Partei hatte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich zwar angekündigt, die Praxis des Verfassungsschutzes zu überdenken und zu ändern. Vom Ausspionieren der als „extremistisch“ angesehenen Strömungen der Linken wollte das CSU-geführte Ressort aber nicht abrücken.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal