nd-aktuell.de / 04.03.2016 / Brandenburg / Seite 10

Stadt stimmt für Abriss des Interhotels

Die Stadt Potsdam möchte das alte DDR-Interhotel »Mercure« beseitigen, aber viele Bürger wehren sich dagegen. Nun beschloss das Stadtparlament den ersten Schritt zum Abriss.

Potsdam. Die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung hat sich für den möglichen Abriss des Hotels »Mercure« in der historischen Mitte ausgesprochen. Gegen die Stimmen der Linksfraktion und der linksalternativen Fraktion »Die Andere« stimmte die breite Mehrheit der Stadtverordneten für neue Sanierungsziele für den Lustgarten, mit denen künftige Modernisierungen oder Veränderungen des 60 Meter hohen ehemaligen DDR-Interhotels verhindert werden könnten. Ziel der Stadt unter Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) ist es, das Hotel langfristig zu erwerben und abzureißen. So soll gegenüber dem Landtagsschloss wieder eine Freifläche entstehen, auf der Demonstrationen oder andere Veranstaltungen stattfinden könnten.

Die LINKE hatte vergeblich beantragt, die Bürger zu befragen, ob der Plattenbau wirklich abgerissen werden soll. Dazu überreichte der Fraktionsvorsitzende, Hans-Jürgen Scharfenberg, Oberbürgermeister Jakobs mehr als 3000 Unterschriften von Einwohnern Potsdams. »Viele Bürger haben kein Verständnis dafür, dass dieses markante Bauwerk im Zentrum der Stadt verschwinden soll«, sagte Scharfenberg. »Und es gibt im Land kein Verständnis für das großkotzige Agieren der Landeshauptstadt, das Hotel für Millionen zu kaufen und abzureißen.«

Jakobs entgegnete, es habe im städtebaulichen Wettbewerb keinen einzigen Vorschlag gegeben, das Hotel zu erhalten. Der Beschluss zu den Sanierungszielen sei die notwendige Grundlage, um mit dem Eigentümer über einen Erwerb des Hotels durch die Stadt zu verhandeln. Zudem würden die Pläne nur verwirklicht, wenn sie auch finanziert werden könnten.

Der Eigentümer machte jedoch in einer im Ratssaal verteilten Erklärung aus seiner Ablehnung des Vorgehens keinen Hehl. Die Einmischung in ein erfolgreiches Unternehmen und die bewusste Gefährdung von 55 Arbeitsplätzen seien »beispiellos, unverantwortlich und äußerst fragwürdig«, erklärte der Geschäftsführer der Eigentümergesellschaft, Anders Braks. Das Hotel werde weiter alles tun, »um seinen Gästen einen angenehmen Aufenthalt in dieser schönen und traditionsreichen Stadt zu ermöglichen.« dpa/nd