nd-aktuell.de / 10.03.2016 / Politik / Seite 4

Studentischer Rebell

Personalie: Kanhaiya Kumar, linker Studentenführer der Universität von Neu-Delhi

Sebastian Bähr

»Es ist die Freiheit in Indien, die wir wollen. Freiheit von Hunger, von Armut und von dem Kastensystem.« Das rief Anfang März der 28-jährige Studentenführer der Universität von Neu-Delhi, Kanhaiya Kumar, in einer bejubelten Rede vor Nachwuchsakademikern auf dem Campus aus. Es war die »Heimkehr-Rede« des Aktivisten der orthodox-marxistischen »Kommunistischen Partei Indiens« (CPI). Erst wenige Tage zuvor hatte ihn die indische Staatsmacht aus dem Gefängnis entlassen.

Mitte Februar wurde der Vorsitzende der Studentenvertretung der Jawaharlal-Nehru-Universität wegen des »Schürens von Aufruhr« verhaftet. Auf einer studentischen Protestveranstaltung gegen die gerichtlich angeordnete Tötung des aus Kaschmir stammenden Separatisten Mohammed Afzal Guru soll Kumar »anti-indische« Parolen gerufen haben. Die Polizei konnte ihm nichts nachweisen und musste den Studentenvertreter auf Kaution entlassen. Die Universitätsleitung entschloss sich dennoch, ihn vom Unterricht zu suspendieren.

Die Festnahme des aus einer Arbeiterfamilie stammenden Aktivisten sorgte für heftige Kontroversen in dem unter Premierminister Narendra Modi nach rechts gerückten Indien. Studenten der Universität Neu-Delhis streikten während seiner Inhaftierung und konnten zeitweise den Lehrbetrieb blockieren. Rechtsgerichtete Anwälte verprügelten aber auch den 28-Jährigen während eines Gerichtstermins vor den Augen der Polizei.

Seine Eltern erklärten das harte Vorgehen mit Kumars langem Engagement gegen den aufstrebenden Hindu-Nationalismus im Land. »Er hat die rechte Politik bekämpft und wird nun dafür angegriffen«, sagte seine Mutter. Die Jugendorganisation der rechtskonservativen »Indischen Volkspartei« (BJP) bot eine Belohnung für die abgeschnittene Zunge Kumars. Der Studentenvertreter will sich nicht einschüchtern lassen. »Je mehr ihr uns unterdrückt, desto mehr werden wir uns zur Wehr setzen«, kündigte er an.