nd-aktuell.de / 11.04.2016 / Politik

Tsipras empört über Tränengaseinsatz gegen Flüchtlinge

Griechische Regierungschef wirft Mazedonien »schändliches« Vorgehen gegen Asylsuchende vor / Lage in Idomeni nennt er »eine Schande«

Athen. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hat den Umgang des Nachbarlands Mazedonien mit Flüchtlingen scharf kritisiert. Mazedonische Sicherheitskräfte seien am Sonntag in »schändlicher« Weise gegen die Flüchtlinge an der griechischen Seite der Grenze vorgegangen, sagte Tsipras am Montag nach einem Treffen mit dem portugiesischen Regierungschef Antonio Costas in Athen. Die mazedonischen Beamten hätten »Tränengas und Gummigeschosse gegen Leute eingesetzt, die keine ernsthafte Bedrohung darstellten und unbewaffnet waren«.

Dieses Vorgehen sei eine »große Schande für die europäische Gesellschaft und ein Land, das Teil von ihr sein will«, fügte Tsipras hinzu. Er erwarte »von den anderen Europäern und vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, dass sie etwas sagen«.

Zugleich beschuldigte Tsipras »sogenannte Helfer und Freiwillige«, die Flüchtlinge im griechischen Lager Idomeni dazu aufgestachelt zu haben, den Grenzzaun zu durchbrechen und damit für die Zusammenstöße verantwortlich zu sein. Bei einigen von ihnen handele es sich offenbar um »Ausländer«, die sich in Gevgelija auf der mazedonischen Seite aufhielten und sich zwischen beiden Staaten hin- und herbewegten.

Die Lage in Idomeni nannte Tsipras »eine Schande«. Grund für die Zustände sei die »einseitige Entscheidung zur Schließung der Grenzen« der an der Balkanroute gelegenen Länder. Weil Griechenland daran nichts ändern könne, versuche es nun, »in einem Kampf gegen die Uhr« die auf seinem Staatsgebiet gestrandeten Flüchtlinge und Migranten davon zu überzeugen, sich in die Registrierungszentren zu begeben.

In Idomeni sitzen mehr als 11.000 Menschen fest, seit die Fluchtroute über den Balkan vor einigen Wochen abgeriegelt worden war. Seitdem fordern sie immer wieder die Öffnung der Grenze zu Mazedonien, um von dort aus weiter in Richtung Deutschland und andere europäische Länder zu kommen. Agenturen/nd