nd-aktuell.de / 20.04.2016 / Politik

Kretschmann will keine Doppelspitze mehr

Die Grünen sollen sich zwischen Realos und Linken entscheiden / Absage an Wahlkampf-Quartett: »das ist eine Schönwetterveranstaltung«

Berlin. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann will die Flügelbalance der Grünen aufgeben und hat sich auch von der Doppelspitze distanziert. »Die Doppelspitze war ja ursprünglich feministisch gedacht und insofern ein vernünftiges Prinzip«, sagte der Grünen-Politiker der »Süddeutschen Zeitung«. Jetzt heiße »Doppelspitze aber immer auch: Realo - Linker«. In der Politik müsse man sich jedoch »für den einen oder anderen Weg entscheiden«, das zeige auch die Erfahrung aus der Landtagswahl im Südwesten. »Da ein Quartett anzubieten, Doppelspitze Partei und Doppelspitze Fraktion, das ist eine Schönwetterveranstaltung«, sagte Kretschmann.

Mit Blick auf die Verortung der Grünen im politischen Koordinatensystem sagte er mit Blick auf die die grün-schwarze Koalition, über die Kretschmann derzeit in Stuttgart verhandelt, er »glaube zumindest, dass eine solche Koalition allgemein akzeptiert wird in meiner Partei. Die alleinige Liebe zu den alten Lagern, also in unserem Fall Rot-Grün, ist abgekühlt, selbst Jürgen Trittin hat davon Abschied genommen. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse nach dem Erstarken der AfD müssen wir einen vernünftigen Umgang mit anderen Koalitionen finden. Wobei man sicherstellen muss, dass die Parteien ihren Markenkern nicht verlieren.«

Die Grünen-Mitglieder können um die Jahreswende 2016/2017 per Urwahl bestimmen, welches Spitzenkandidaten-Duo die Partei in die Bundestagswahl führen wird. Am vergangenen Wochenende hatte der Parteivorsitzende Cem Özdemir seine Bewerbung für die Spitzenkandidatur bekanntgegeben. Er ist neben dem schleswig-holsteinischen Umweltminister Robert Habeck und Bundestags-Fraktionschef Anton Hofreiter der dritte Bewerber. Als einzige Frau hat bislang die Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt ihren Hut in den Ring geworfen. Auch die dem linken Flüge zugerechnete Parteivorsitzende Simone Peter hält sich noch eine Kandidatur offen. Agenturen/nd