nd-aktuell.de / 24.05.2016 / Unten links / Seite 1

UNTEN LINKS

Würde man im Englischen von einer »brief election« sprechen, wäre damit keine Briefwahl bezeichnet, sondern das Gegenteil dessen, was sich gestern und vorgestern über viele zähe Stunden hinweg in Österreich abspielte. Die langwierige Auszählung der per Post abgegebenen Stimmen zur Wahl des Bundespräsidenten täuscht darüber hinweg, dass das Wort »Brief« - wie auf Englisch bis heute - ursprünglich »kurz« bedeutete. Nicht ohne Grund könnte man den smarten Außenminister der Alpenrepublik deshalb auch Sebastian Brief nennen oder, die lateinischen Wurzeln zurückverfolgend, Sebastianus Brevis. Ursprünglich muss der Brief eine ähnliche Funktion erfüllt haben wie heute die Smartphone-Nachricht. Jedenfalls bedeutet brevis libellis nichts anderes als short message: kurzes Schreiben. Was jetzt der short message service (SMS) ist, war einstmals der Briefbote. Die Zustellgeschwindigkeit hat sich allerdings erheblich erhöht. Nur bei den Briefwahlen nicht. mha