nd-aktuell.de / 06.08.2016 / Kultur / Seite 29

Schach mit Carlos García Hernández

Carlos García Hernández

Endlich waren Leonardo da Vinci (1452-1519) und sein Freund, der Mathematiker Luca Pacioli (1447-1517), ein bisschen zur Ruhe gekommen. Man schrieb das Jahr 1500. Die beiden Männer hatten nach ihrer Flucht aus Mailand den rettenden Palast der Herzogin Isabella d’Este erreicht. Diese Markgräfin von Mantua war die vielleicht bedeutendste Mäzenin in der Zeit der italienischen Renaissance. Sehr wahrscheinlich gehörte sie zu den Frauentypen, die da Vinci als Modell zu seiner Mona Lisa anregten.

Unter dem schützenden Dach eben dieser Dame hatten die zwei Männer Gelegenheit, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Kongenial beschäftigten sie sich z.B. wissenschaftlich wie ästhetisch mit dem Goldenen Schnitt und der Quadratur des Kreises. Auch das Buch »De ludo scachorum« (Über das Schachspiel) entstand, ein Schachtraktat, das Isbella d’Este gewidmet ist. Der Text wird vor allem Pacioli zugeschrieben, die kunstvollen Diagramme sollen größtenteils von da Vinci stammen.

Die Schrift ist erst im Jahr 2006 im nordostitalienischen Goricia entdeckt worden. Sie vereint Übungen und Studien. Manche folgen den ursprünglichen Schachregeln, andere sind gemäß denen des Spaniers Francesc Vicent (1450-1512) komponiert; das sind die, die noch heute gelten.

Hier eine Aufgabe und eine Studie aus dem Werk. Zum einen ein Matt in drei Zügen. Zum anderen eine Studie, in der Schwarz zieht und mit Matt gewinnt - und zwar nach zehn Zügen.