nd-aktuell.de / 12.08.2016 / Politik / Seite 7

Erbitterter Kampf in Sirte gegen den IS

Libysche Regierungstruppen offenbar erfolgreich

Tripolis. Kampf um Sirte vor der Entscheidung? Die libysche Nachrichtenagentur Lana zitierte den Sprecher der Regierungstruppen, General Mohammed al-Gassri, mit den Worten, die Soldaten hätten am Mittwoch nicht nur das als Kommandozentrale der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) dienende Kongresszentrum eingenommen, sondern auch ein Krankenhaus, den Campus der Universität und zwei Bankgebäude.

Nach Angaben des Pressedienstes der Regierungseinheiten wurden nach den Kämpfen an der Universität mindestens 20 tote IS-Kämpfer gefunden. In den eigenen Reihen gab es demnach 16 Tote. Seit dem Beginn der Armeeoffensive auf Sirte im Mai wurden mehr als 300 Soldaten der Regierungstruppen getötet. Seit 1. August leistet die US-Luftwaffe Unterstützung.

Die »Washington Post« hatte unter Berufung auf nicht genannte US-Regierungsvertreter berichtet, US-Spezialkräfte seien dort an der Seite von britischem Armeepersonal im Einsatz. In gemeinsamen Einsatzzentren am Stadtrand von Sirte arbeiteten sie mit Soldaten der Einheitsregierung zusammen. Demnach helfen sie bei Koordinierung der US-Luftangriffe und stellen ihren libyschen Verbündeten Geheimdienstmaterial zur Verfügung.

Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi geriet unterdessen unter Druck, weil er Medienberichten zufolge ohne Zustimmung des Parlaments ebenfalls Spezialkräfte nach Libyen entsandt haben soll. Renzis Regierung will entsprechende Berichte weder bestätigen noch dementieren. Außenminister Paolo Gentiloni bekräftigte in der Zeitung »Corriere della Sera«: »Wir haben keine Militärmission in Libyen. Wenn wir eine hätten, wäre das Parlament unterrichtet worden.«

Zuvor hatte Renzi zugestimmt, dass Flugzeuge und Drohnen der US-Luftwaffe den italienischen Luftraum und italienische Militärstützpunkte für Angriffe gegen Sirte nutzen können. Die Opposition wirft der Regierung vor, Italien heimlich in eine kriegerische Auseinandersetzung in seiner ehemaligen Kolonie zu manövrieren.

Der IS hatte im Juni 2015 die Kontrolle über Sirte übernommen. Der Verlust der 450 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis gelegenen Stadt wäre ein schwerer Schlag für die Dschihadisten. Sirte bildet die Verbindung zwischen dem Westen und dem Osten des ölreichen Landes. AFP/nd