nd-aktuell.de / 11.09.2016 / Politik

Mindestens 29 Tote nach Brand in Fabrik in Bangladesch

Nach der Explosion eines Kessels brennt das Gebäude eines Verpackungsherstellers lichterloh und stürzt ein / Betrieb produzierte auch für europäische Firmen

Dhaka. Bei einer Explosion und einem Feuer in einer Fabrik in Bangladesch sind Behörden zufolge mindestens 29 Menschen gestorben. Nach Angaben der Feuerwehr wurden zahlreiche weitere Menschen verletzt. Ein Kessel sei am Samstagmorgen in der Fabrik im Industriegebiet Tongi rund 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt Dhaka explodiert, sagte der Sprecher der Einsatzbehörde, Mohammad Rafiquzzaman. Weil in der Fabrik Chemikalien gelagert wurden, breitete sich ein Flammeninferno aus. Das vierstöckige Gebäude stürzte ein. Die Firma belieferte auch ausländische Unternehmen wie den Nahrungsmittelriesen Nestlé.

Zum Zeitpunkt des Unglücks hatten rund hundert Menschen in dem vierstöckigen Fabrikgebäude in der nördlich der Hauptstadt Dhaka gelegenen Industriestadt Tongi gearbeitet. 29 Menschen wurden nach Angaben von Ärzten getötet, von den 70 Verletzten schwebten einige in Lebensgefahr.

Die Feuerwehr befürchtet, dass die Opferzahl noch steigen könnte. Mit der Suche nach weiteren Leichen in dem ausgebrannten Gebäude konnte am Sonntag noch nicht begonnen werden. Die Einsatzkräfte hätten die ganze Nacht gegen die Flammen gekämpft, sagte der Feuerwehrmann Anis Mahmud der Nachrichtenagentur AFP. Es gebe aber immer noch einige Brandherde und die meisten Wände seien eingestürzt.

Das Feuer brach nach Polizeiangaben im Heizungsraum der Fabrik Tampaco Foils Limited aus. Die Polizei vermutet, dass im Erdgeschoss der Fabrik Chemikalien gelagert wurden. Daher habe sich das Feuer rasend schnell ausgebreitet. »Ich habe im Büro gearbeitet, als ich eine Explosion hörte und ein Beben spürte«, sagte der 35-jährige Elektriker Mohammad Rokon, der mit leichten Verletzungen zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht wurde. »Ich bin fast bewusstlos geworden. Aber ich habe mich gezwungen, mithilfe der Taschenlampe meines Handys rauszugehen.«

Der Maschinenführer Rubel Hossain überlebte das Unglück ebenfalls und half bei der Versorgung der Verletzten. »Ich fühle mich zugleich glücklich und untröstlich«, sagte er. Das Unglück traf das muslimisch geprägte Bangladesch kurz vor dem islamischen Opferfest Eid al-Adha.

Die zuständige Aufsichtsbehörde kündigte an, ein Untersuchungsausschuss werde die Brandursache untersuchen und der Frage nachgehen, ob die Brandschutzbestimmungen in der Fabrik eingehalten wurden. Der Ausschuss soll außerdem mögliche Verbesserungen bei den Sicherheitsvorkehrungen von Fabriken vorschlagen.

In der Fabrik waren Plastikverpackungen hergestellt worden. Neben einheimischen Firmen belieferte Tampoco Foils auch ausländische Unternehmen wie die örtlichen Niederlassungen des Nahrungsmittelriesen Nestle und des Zigarettenproduzenten British-American Tobacco.

Der Lebensmittelkonzern Nestlé hat mit Bestürzung auf den Einsturz reagiert. Man sei »schockiert und traurig« angesichts der Toten und Verletzten bei dem Brand, und man sei in Gedanken bei den Betroffenen des Unglücks, teilte der Schweizer Konzern am Sonntag mit. Agenturen/nd