nd-aktuell.de / 13.05.2017 / Berlin / Seite 13

Überraschung: nicht überrascht

MEINE SICHT

Die Senatoren wollen in den kommenden beiden Jahren sechs Milliarden Euro mehr ausgeben, als ihnen zur Verfügung stehen. Der Finanzsenator, so meldet es das rbb Inforadio in einer sogenannten Exklusiv-Nachricht, sei überrascht, dass sich die Senatoren die Gelder nicht für Investitionen und Personal, sondern zumeist für »konsumtive Sachausgaben« wünschen. Dazu zählen zum Beispiel das Sozialticket und die Berliner Philharmoniker.

Die CDU sagt: »das überrascht nicht wirklich« und unterstellt der »Linkskoalition« eine »ideologisch geprägte Wunschliste und Klientelpolitik«. In dieselbe Kerbe hauen FDP und AfD.

Es überrascht tatsächlich wenig, dass man sich mehr wünscht, als man haben kann: Es ist der Logik des Wunsches immanent. Doch auch der Finanzsenator ist »überrascht«, nicht nur von der hohen Summe, sondern vom Verwendungszweck. Er sagt natürlich nicht: »Scheiße finde ich, dass das Geld für das Sozialticket ausgegeben wird.« Er ist eben nur: überrascht.

Was allerdings am meisten überrascht: Im Radiobeitrag vom Abend ist der Satz des Finanzsenators überhaupt nicht mehr zu finden.