Überraschung: nicht überrascht
MEINE SICHT
Die Senatoren wollen in den kommenden beiden Jahren sechs Milliarden Euro mehr ausgeben, als ihnen zur Verfügung stehen. Der Finanzsenator, so meldet es das rbb Inforadio in einer sogenannten Exklusiv-Nachricht, sei überrascht, dass sich die Senatoren die Gelder nicht für Investitionen und Personal, sondern zumeist für »konsumtive Sachausgaben« wünschen. Dazu zählen zum Beispiel das Sozialticket und die Berliner Philharmoniker.
Die CDU sagt: »das überrascht nicht wirklich« und unterstellt der »Linkskoalition« eine »ideologisch geprägte Wunschliste und Klientelpolitik«. In dieselbe Kerbe hauen FDP und AfD.
Es überrascht tatsächlich wenig, dass man sich mehr wünscht, als man haben kann: Es ist der Logik des Wunsches immanent. Doch auch der Finanzsenator ist »überrascht«, nicht nur von der hohen Summe, sondern vom Verwendungszweck. Er sagt natürlich nicht: »Scheiße finde ich, dass das Geld für das Sozialticket ausgegeben wird.« Er ist eben nur: überrascht.
Was allerdings am meisten überrascht: Im Radiobeitrag vom Abend ist der Satz des Finanzsenators überhaupt nicht mehr zu finden.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.