nd-aktuell.de / 18.08.2017 / Kultur / Seite 16

Annotiert

Was hat der Euro mit griechischer Mythologie zu tun? Wie Odysseus dem Klang der Sirenen, so haben die EU-Mitgliedstaaten der Verführungskraft neuer Schulden zu widerstehen, meinen der Chef des ifo-Instituts Clemens Fuest und der Ökonom Johannes Becker und wollen die Eurozone an den Mast ihres Fünf-Punkte-Programms fesseln, das die Banken effektiv regulieren, demokratische Kontrolle verbessern und die Währungsunion weniger krisenanfällig machen soll: »Der Odysseus-Komplex. Ein pragmatischer Vorschlag zur Lösung der Eurokrise« (Hanser, 288 S., geb., 24 €).

Ob in den USA, in der Türkei oder bei unserem europäischen Nachbarn: Autoritäre Regimes sind auf dem Vormarsch. Auch in Deutschland wird mit Ausgrenzung und Verunsicherung Wahlkampf gemacht. 18 Autoren und Autorinnen, darunter Lamya Kaddor, Hape Kerkeling und Kai Strittmatter appellieren: »Wir haben die Wahl. Warum wir gerade jetzt für unsere Freiheit einstehen sollten« (Piper, 192 S., br., 12 €).

Nach 1989 waren Landkarten plötzlich nicht länger in Mode. Die Grenzen sollten geöffnet werden für Menschen, Güter, Kapital und Ideen. Jetzt schotten sich EU-Staaten ab, verlassen die Briten die Union. Ist die EU dazu verdammt, in ähnlicher Weise zu zerfallen wie einst das Habsburger Reich? Dies fragt Ivan Krastev: »Europadämmerung« (Edition Suhrkamp, 143 S., br., 14 €).