nd-aktuell.de / 18.08.2017 / Berlin / Seite 11

Scheitern an der ersten Hürde

Alexander Isele über eine weltoffene Hauptstadt

»Herzlich willkommen« steht in verschiedenen Sprachen riesengroß an einer Wand der Ausländerbehörde. Die Hauptstadt gibt sich weltoffen, so will es die rot-rot-grüne Koalition. Und scheitert schon an der ersten Hürde: der Aufnahme. Wer eine Nacht vor der Ausländerbehörde verbringt, bekommt sicher nicht das Gefühl, dass die Menschen in unserer Metropole willkommen sind. Schon gar nicht herzlich. Das Sicherheitspersonal sorgt ruppig für Disziplin und Ordnung in der Warteschlange. Und pflaumt Menschen um 5.45 Uhr an, selbst schuld zu sein, wenn sie keine Wartenummer mehr bekommen: Sie hätten halt früher da sein sollen.

Dieser Tipp findet sich auch in Internetforen - ebenfalls in vielen Sprachen. Denn egal, ob es die vietnamesische Architekturstudentin ist, die ihr Visum verlängern will, der US-amerikanische Programmierer, der hier einen Job antreten will, oder der syrische Geflüchtete, der zu seiner Familie umziehen möchte - sie alle müssen in der Behörde vorsprechen.

Doch wer erst kommt, wenn die Behörde ihre Türen öffnet, ist bereits zu spät. Es mag in anderen Städten und Ländern viele Ausländerbehörden geben, die ähnlich abweisend sind. Aber wenn Berlin tatsächlich so anders, so weltoffenen sein will, dann muss sich an der Praxis der Ausländerbehörde schnell etwas ändern.